Walfang, Walboote und Walfabrik

Im Seegebiet um die Azoren wurden lange Wale gejagt. Zunächst nutzen amerikanische Walfänger die Azoren als Zwischenstopp und Seeleute von den Azoren arbeiteten auf ihren Schiffen. Die Männer lernten von den Walfängern aus Nantucket und Mitte des 19. Jahrhunderts begannen die Azorianer selber Walfangboote zu bauen und auf Pottwaljagd zu gehen. Sie entwickelten eigene Boote und bauten anders als ihre amerikanischen Vorbilder keine großen Schiffe, sondern schnelle, schlanke und lautlose Boote. Die eleganten Walboote wurden von einer siebenköpfigen Besatzung gerudert und gesegelt. 1983 schließlich wurde der Walfang verboten und 1987 wurde auf den Azoren der letzte Wal erlegt. Unterstützt wurden die Walfänger von Ausguckposten an Land, die die Walsichtungen meldeten und die Boote in Richtung der Wale dirigierten. Einige von ihnen werden heute benutzt um die touristischen Whale-Watcher zu den Tieren zu leiten und zu kontrollieren, dass sich kein Beobachter zu nah an die Tiere wagt.
Im Buch „Gesang der Azoren“ von Carlos Ávila de Borba wird der Walfang sehr schön beschrieben. Das Buch spielt auf Pico und ein Segler, den wir hier in Horta kennengelernt haben, hat es uns empfohlen. Literarisch überzeugt es mich nicht, aber man lernt einiges über den Walfang der Azoren und so passte die Lektüre ausgezeichnet zu unserem Aufenthalt hier.
In Porto Pim, dem kleinen Stadtteil im Süden Hortas, gab es früher eine kleine Fabrik, in der Wale zerlegt und verarbeitet wurden. Das Gebäude der Fabrik ist heute ein Museum. Zwischen 1942 und 1975 wurden hier 1940 Wale zerteilt. Besonders begehrt war der Pottwal wegen seines Spermacetis oder Walrats. Das Walratöl diente, nachdem es nicht mehr als Lampenöl eingesetzt wurde vor allem als Schmiermittel. Neben den Maschinen, die für die Weiterverarbeitung von Knochen, Tran und Fleisch verwendet wurden, ist ein Walboot zu sehen, die Geschichte des Walfangs wird erzählt und im Obergeschoss hängt das Skelett eines Pottwals. Ein kleines, sehenswertes Museum.
Die Walboote kann man nicht nur im Museum, sondern auch im Hafen sehen. Mehrfach die Woche werden sie von verschiedenen Gruppen bewegt. Es sind schnelle, elegante Segler und die erfahrenen Crews erreichen auch rudernd beachtliche Geschwindigkeiten. Wir beobachten die Boote bei einer Regatta, in der zunächst gesegelt und anschließend gerudert werden muss. Auch zwei der alten Motorboote, die oft die Segelboote und den Wal zurück zu Insel schleppten, liegen im Hafen und kamen bei der Regatta stilecht als Begleitboot und Zielschiff zu Einsatz.

Die Walfabrik beheimatet heute ein kleines Museum.
Durch das Tor in der Mauer (rechts im Bild) wurden die Wale hinauf zur Fabrik gezogen.
Zur Zeit der Walfänger war die Bucht von Horta so gut besucht wie heute. (Das Foto stammt aus dem Museum).
Die Walboote werden gerudert …
gepaddelt …
oder gesegelt!
Die schnellen Boote haben viel Segelfläche und keinen Kiel.
Wir können die Vorbereitungen zur Regatta von Deck beobachten.
Eins der traditionellen Motorboote schleppt ein Walboot (glücklicherweise heute ohne Wal!).