Ein Ausflug zur Nachbarinsel Santo Antão

Santo Antão gilt als die grüne Insel und Gemüsegarten der kapverdischen Inseln. Außerdem hat sie den Ruf die „Wander-Insel“ zu sein, die besonders bei Franzosen und Deutschen beliebt ist.
Der Wecker klingelt um fünf, da ist es noch dunkel. Um halb sieben öffnet sich das Tor zum Fähranleger. Unsere Fähre legt um sieben ab, wir trinken einen Kaffee an Deck und genießen die Überfahrt.
In Porto Novo, der kleinen Stadt in der die Fähre anlegt, findet sich unsere kleine Gruppe zusammen. Vier Touris und unser Guide. Das Highlight der Tour ist die wunderschöne, kaum befahrene Pflasterstraße, die quer über die Insel und durch die Berge nach Ribeira Grande auf der Westseite führt. Wir halten immer wieder an, unsere Guide erzählt bereitwillig über die Insel, sein eigenes Leben und die Probleme hier. Ab und zu machen wir einen kleinen Abstecher, schauen in ein Tal, trinken einen Kaffee oder laufen ein paar Schritte.
Die Insel ist wirklich sehr schön und in den Bergen ist es unglaublich still. Am liebsten würden wir gleich loswandern. Doch sowohl unser Zeitplan als auch unsere Knie raten ab. Was uns nachhaltig beschäftigt ist die Trockenheit und der Wegzug der Bewohner. In den letzten Jahren haben viele Bewohner die Insel verlassen. Die Zahlen gehen etwas auseinander. In den letzten fünfzehn Jahren hat die Zahl der Bewohner von 50.000 auf 37.000 abgenommen. Die jungen Menschen ziehen auf andere Inseln oder ins Ausland. Die grüne Insel ist sehr braun und trocken. Die Regenzeit beginnt erst in den nächsten Monaten und es gab einige sehr trockene Jahre. Viele Terrassen werden nicht mehr bewirtschaftet, sie liegen braun und karg brach. Vermutlich trägt das zu einer Verschlechterung des Mikroklimas bei.
Ein Teil unseres Weges führt mitten durch die Wolken, die sich etwas lichten, als wir dichter an die Westküste kommen. Wir fahren tief in ein Tal hinein, laufen ein Stück und sehen uns die Plantagen an. Hauptsächlich werden Bananen und Zuckerrohr angebaut. Das meiste Zuckerrohr wird zu Grogue, einem Schnaps, weiterverarbeitet. Nachmittags besuchen wir eine Destillerie und probieren ziemlich fuseliges Zeug. Der Grogue, den Nobbi in einem kleinen Supermarkt in Mindelo zum Probieren bekam ist viel besser.
An der Küste besuchen wir die Orte Ponta do Sol und Ribeira Grande, das Mittagessen ist ausgesprochen gut und die Rückfahrt über die Küstenstraße bietet wieder tolle Ausblicke.
Inzwischen ist es recht windig geworden, auf der Nachmittagsfähre werden Kotztüten verteilt und auf dem großen Deck wird man von Salzwasser-Sprüh durchfeuchtet. Wir finden eine Bank direkt hinter der Brücke, bleiben trocken und fotografieren die Fischer, die sich in ihren offenen Booten in die hohen Wellen trauen.
Den gelungenen Tag lassen wir mit einem Drink an der Floating Bar ausklingen. Der Ausflug hat sich gelohnt, Santo Antão ist sehr schön. Uns lässt es nicht los, dass die grüne Insel so trocken ist und der Großteil der Terrassen brach liegt, in einem recht armen Land, dass zwischen 80 und 90 % seiner Nahrungsmittel importieren muss.