“Port Control, there are two yachts in the fairway”. Bei einer der beiden Yachten handelt es sich um uns. Gerade eben sind wir aus Durban ausgelaufen. Ein französischer Kat und wir treiben am Rand des Fahrwassers. Port Control hatte uns gesagt, dass wir hier warten sollten. Die Lotsin auf dem Containerschiff, das gerade ausläuft, hält das für keine gute Idee. Wir bringen uns in Sicherheit. Über dem Containerschiff senkt sich ein Helikopter ab, die Lotsin legt sich einen Gurt um den Körper und wird noch in der Hafeneinfahrt hochgezogen. Spannend ist es hier in Afrikas größtem Container-Hafen.
Wir sind wieder unterwegs. Vor uns liegen 260 Meilen entlang der Wild Coast. Diese Küste hat ihren Namen nicht zufällig. Das Wetter ist hier oft rau. Der Agulhas-Strom fließt nach Süden und starke Südwinde führen oft zu hohen, steilen Wellen vor denen auch in den Seekarten gewarnt wird („abnormal waves“). Das Wetter kann sich schnell ändern und es gibt kaum Schutzhäfen. Eigentlich sollte es im Januar häufig (Nord-)Ostwind geben. Dieses Jahr ist das leider nicht der Fall. Endlich verspricht der Wetterbericht zwei Tage Nordost-Wind und so macht sich gleich eine ganze Flotte von Seglern auf den Weg nach Süden.
Der Start verläuft suboptimal. Das Tablet behauptet keine GPS-Position zu finden, zeigt sie aber an. Vielleicht eine Überraschung des letzten Updates? Das zweite Tablet macht den gleichen Unsinn. Mein MP3 Player ist leider tot. Und wir sind ein bisschen angeschlagen. Nobbi tränen die Augen, ich habe Halsschmerzen. Zunächst ist es flau und wir motoren. Wir entscheiden uns per Hand zu steuern, auch wenn es anstrengend ist. Für unseren kleinen Autopiloten ist es schwierig zu steuern. Hoher Schwell, das gesetzte Großsegel und das Ruder der Hydrovane machen ihm das Leben schwer.
Im Dunkeln sehen wir die Lichter der anderen Yachten. Die halbe Nacht hindurch können wir dem Licht eines anderen Bootes hinterher steuern. Das macht das Steuern von Hand angenehmer. Am nächsten Vormittag setzt endlich der Strom ein, bald nimmt auch der Wind zu, wir können endlich segeln und die Hydrovane kann nun zuverlässig das lästige Steuern übernehmen.
Hier entfaltet der Agulhas-Strom nun seine volle Wirkung. Wir werden wie auf einem Förderband nach Süden transportiert. Erst machen wir acht Knoten über Grund dann zehn. Der Wind nimmt immer weiter zu. Wir binden das zweite Reff ein und als wir schließlich sieben Beaufort mit satten achter Böen haben verkleinern wir das Großsegel weiter und binden das dritte Reff ein. Mari rast dahin. Erst macht es Spaß, dann wird es unheimlich. Wir sind mit über zwölf Knoten unterwegs, maximal mit fast 15 Knoten. Die Wellen werden höher und steiler. Noch ist es sonnig, aber bald wird es dunkel und es wäre schön, wenn es dann nicht wilder wird. Wir waren noch nie so schnell, aber schief gehen darf nichts bei solchen Bedingungen.
Wir halsen und gehen bei Einbruch der Dunkelheit etwas dichter unter die Küste, Strom, Wind und Geschwindigkeit nehmen etwas ab. Trotzdem finde ich es unheimlich.
Um Mitternacht nimmt der Wind plötzlich und unerwartet ab. Mit nur noch zwei bis drei Beaufort weht es aus Norden. Obwohl wir jetzt langsam unterwegs sind und das dritte Reff völlig unnötig ist wecke ich Nobbi nicht zum Ausreffen, er konnte endlich einschlafen. Seit unserer Abfahrt haben wir beide praktisch nicht geschlafen und sind sehr müde. Als Nobbi regelrecht erholt wieder auftaucht, falle ich in die Koje.
Um halb sechs gibt’s Kaffee und wir segeln langsam nach East London. Es gibt keinen Grund sich zu beeilen. Der Morgen ist wunderschön: schwacher Wind und goldenes Licht. Hunderte Delfine begrüßen uns in der Einfahrt. Leider haben wir wenig Zeit ihren Besuch zu genießen, Port Control möchte, dass wir uns beeilen. Hinter uns läuft ein Autotransporter ein.
Während wir noch überlegen wo wir ankern wollen, kommt ein kleines Boot auf uns zu. Der Sohn klettert bei uns an Bord, während sein Vater die Leinen an der Mooring vorbereitet. Minuten später liegen wir zwischen zwei Bojen vertäut. Das war einfach.
Nach unserer Ankunft gibt es erstmal ein großes Frühstück. Rührei und gebratenes Gemüse auf Brot. Dann gönnen wir uns einen ausgiebigen Mittagsschlaf. Nachmittags falten wir unser Bananaboot auseinander. Wir liegen so dicht am Steg, da lohnt es sich nicht den Außenborder zu benutzen. In East London wird gerudert. Der nette Yacht Club hat vermutliche die heißeste Dusche Südafrikas, damit spült sich schließlich alle Aufregung und Anspannung weg.
Am nächsten Abend feiern wir die Etappe zusammen mit den anderen Seglern im Buffalo River Yacht Club mit einem Braai. Für Faule gibt es die Luxus-Option. Wir konnten uns beim Yacht Club anmelden, es gibt Salate und Brot und wir bekommen Steak, Lamm und Bratwurst. Nur grillen müssen (oder dürfen) wir noch selbst. Fast alle Segler aus unserer Flotte sind gekommen und zusammen mit den lokalen Clubmitgliedern wird es ist ein ausgesprochen netter Abend.









