Indonesien ist ein riesiges Land. 17000 Inseln und 280 Millionen Menschen. Tausende von Sprachen, verschiedene Religionen und viele lokale Bräuche. Einsame Inseln, weiße Strände, Riffe, hohe Berge Vulkane, Regenwald und Megastädte. Wir waren innerhalb des letzten Jahres zweimal mit dem Boot und zweimal mit dem Flugzeug in Indonesien. Wir haben kleine Inseln und große Städte besucht, das hinduistische Bali mit seinen vielen Touristen gesehen und ganz viele Eindrücke in kleinen Dörfern gesammelt und doch nur einen kleinen Teil Indonesiens erkundet.
Seglerisch hat Indonesien viel zu bieten, lehrt einen aber auch das Fürchten. In vielen Gegenden ist das Wasser recht tief und es ist nicht immer einfach einen Ankerplatz zu finden und manches Mal wurden wir von der speziellen Thermik überrascht. Wirklich schlimm sind aber die Fischer, mit ihren Netzen, ihren Fähnchen und den FADs, den verankerten Flößen, unter denen sich die Fische sammeln sollen, ihren abenteuerlichen oder fehlenden Lichtern. Als Zugabe gibt es den vielen Verkehr, die langsamen Schlepper mit ihren Anhängen, die kleinen Frachter, die Tanker und die Fähren.
Begeistert hat uns immer wieder die Neugier und Offenheit der Menschen, die Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit und die Bereitschaft jederzeit mit einem oder über einen zu Lachen. Überall haben wir bisher nette Menschen kennengelernt, doch nirgends sind wir so regelmäßig und einfach mit Einheimischen in Kontakt gekommen wie in Indonesien. Wir haben mit Menschen aus ganz verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen, Einkommensverhältnissen, Berufen und Bildungshintergrund gesprochen, mit Verkäufern und Offiziellen, mit Frauen, Männern und Kindern. Gemeinsam hatten sie das Interesse an Neuem und Fremdem, die Aufgeschlossenheit, die Herzlichkeit und das Lachen. Es hat sich unbedingt gelohnt etwas Bahasa Indonesia zu lernen. Unser Wortschatz reicht nicht für komplexe Unterhaltungen, aber für einfache Gespräche und ist ein Türöffner.
Entsetzt sind wir von den Mengen des Plastiks im Meer und dem Umgang mit Müll. Während wir dies schreiben werfen die Fischer auf dem Boot neben uns ihre Wasserflaschen und Chips-Tüten ins Wasser. Natürlich gibt es auch in Teilen Indonesiens eine Abfallentsorgung, Recyclingversuche und Kampagnen zum Umweltschutz, viele Regionen sind von diesen Maßnahmen aber sehr weit weg. An vielen Orten wird der Müll im besten Fall verbrannt und fliegt oft direkt ins Meer. Zu fehlenden Entsorgungsmöglichkeiten kommen der großzügige Umgang mit Verpackungsmaterial und Plastiktüten, die winzigen Einheiten, in die Chips oder Erdnüsse verpackt sind, und die vielen Getränkeflaschen.
Natürlich sammeln wir unseren Plastikmüll und werfen ihn nicht über Bord. Wenn man mal wieder in einem Teppich aus Plastikflaschen, Styroporboxen und Chipstüten schwimmt, erscheint es sinnlos. Und, ich erwische mich bei dem Gedanken, dass wir unseren Planeten nicht vor uns Menschen werden retten können.
Betroffen macht uns auch die Radikalisierung des Islams. Entgegen unseren Erfahrungen auf früheren Reisen ist uns aufgefallen, dass Religion eine größere Rolle zu spielen scheint. Natürlich ist das sehr unterschiedlich in verschiedenen Regionen und auf verschiedenen Inseln. Als Durchreisende sammeln wir nur Eindrücke, sprechen mit einzelnen Menschen und beobachten. So erhalten wir natürlich lediglich ein löchriges Bild. Zunächst ist uns aufgefallen, dass man in vielen Gegenden nur noch schwierig Bier kaufen kann oder es zum Teil verkauft wird, aber nicht mehr auf der Karte steht (auf der alten Version der Karte schon, aber auf der neuen nicht mehr). Viele Frauen (subjektiv mehr als früher) tragen ein Kopftuch und auch schon sehr kleine Mädchen (mit ein oder zwei Jahren) müssen es tragen, zusätzlich gehört es für viele Mädchen zur Schuluniform. Auf Inseln oder in Gegenden, wo die Frauen stärker verschleiert sind, sind sie gleichzeitig weniger sichtbar im Straßenbild. Insbesondere in abgelegenen Gegenden werden sehr viele neue Moscheen gebaut. Wir lernen jemanden kennen der uns berichtet, dass er, nachdem er gefragt habe, ob man den scheppernden Lautsprecher des Muezzins ersetzen könnte, Besuch bekam, der ihm deutlich machte, dass sein Haus sehr gut brennen würde. Ein Hotelier, berichtet, dass sich viele Anwohner daran stören, wenn der Muezzin um 4:20 sehr laut ruft, aber dass sie sich nicht mehr trauen etwas zu sagen. Sie sind selbst alle Moslems und es geht um ihre eigene Gemeinde.
Uns macht es traurig, wenn der strenger ausgelegte Islam die Offenheit und Aufgeschlossenheit der Indonesier und besonders der Indonesierinnen einschränkt.
Eine absolut nicht repräsentative Liste einiger unwichtiger Highlights:
- der schönste Ankerplatz liegt im Westen Rincas
- die beste Pizza haben wir in Labuan Bajo gegessen
- die interessanteste Stadt war für uns Yogya
- schönster Muezzin-Ruf nahe der Insel Titapan Besar, wie aus tausend und einer Nacht
- das beste Essen gab es in dem traumhaft schönen Restaurant in Ubud
Schon bei der schönsten Insel können wir uns nicht einigen, hier konkurriert das große Bali mit den kleinen unbekannteren Inseln. Auch beim schönsten Tempel sind wir uneinig und uns fallen so viele schöne Märkte ein, dass wir das kören der Highlights gleich wieder einstellen.
Wir sind ziemlich sicher, dass wir nicht das letzte Mal in Indonesien waren. Wir möchten gerne Sumatra bereisen und in Raja Ampat tauchen. Und dann gibt es auch noch Borneo und 17000 weitere Inseln. Indonesien kann einen verrückt machen. Die Bürokratie, die Fischer. Aber es hat einen vorderen Platz in unserer Hitliste sicher. Vor allem wegen seiner Bewohner.