Eine etwas mühsame Ausreise und eine schöne Insel

Belitung ist eine Perle. Am Ankerplatz an der Nordwest-Ecke der Insel kann man den Sandgrund sehen. Das klare Wasser lädt zum Baden ein, die kleinen Inselchen zu einem Besuch, die großen Steine zu einer Kletterpartie und die kleinen Riffe zum Schnorcheln. Für uns kommt das Urlaubsprogramm diesmal etwas zu kurz, haben wir doch einiges zu erledigen. Außerdem ist auch im Paradies nicht immer schönes Wetter. Oft ist es recht grau und einen ganzen Tag regnet es. Zwischendurch freuen wir uns aber über die wunderbare Wasserfarbe und Strandspaziergänge.

Wir brauchen Bargeld. Es gibt einen Automaten am Strand, der uns aber kein Geld geben möchte. Bei dem kleinen „Yacht Service“ von Ervan und Eddie fragen wir, wo der nächste Geldautomat ist. Da wir bei ihnen Diesel bestellt haben und nun ihre Kunden sind, werden wir betüddelt. Wir dürfen einen Roller benutzen. Die Rollerfahrt macht Spaß, die Straße ist gut, es gibt kaum Verkehr und in der Abendsonne leuchten die kleinen Häuser am Straßenrand. Der Roller hat keine Spiegel, keinen Tacho, sicherlich funktionieren die Lampen nicht, aber er bringt uns heil zum Geldautomaten beim kleinen Supermarkt und wieder zurück.
Der Roller kommt auch zum Einsatz, als wir unseren Diesel abholen. Wir sollen mit dem Beiboot zum Yachtclub kommen, das ist uns aber zu weit. Unsere Erklärung, dass wir ein kleines Schlauchboot mit einem noch kleineren Außenborder haben, wird zunächst nicht so recht geglaubt. Trotzdem werden unsere Dieselkanister per Roller zum Schlauchboot gebracht. Einer fährt den Roller, einen Kanister zwischen den Knien, der andere sichert zwei Kanister und hockt ganz hinten auf dem Sitz. Unser Motor erntet Gelächter und wir müssen nicht mehr begründen, weshalb wir nicht mit dem Schlauchboot zum nächsten Strand fahren.
Auf Belitung legen viele Segler einen Stopp ein und so treffen wir mal wieder andere Crews und schließen neue Bekanntschaften. Nach einem netten Abend in einem kleinen Strandrestaurant können wir den Dinghi-Schlüssel nicht finden. Unsere neuen Bekannten warten auf uns, das ist nett. Nobbi wickelt MacGyver-mäßig das Bändsel von seinem Taschenmesser um den Stopp-Knopf, so läuft der Motor. Wenn so etwas nicht immer im Dunkeln passieren würde, wäre es lustiger.
Als wir am nächsten Morgen beim Frühstück im Cockpit sitzen, kommt ein Fischerboot auf uns zu. Während wir überlegen, ob der Mann uns etwas verkaufen möchte, beginnt er mit unserem Schlüssel zu winken. Wir freuen uns sehr und bedanken uns mit einem Set Schraubenschlüssel. Nachdem wir neulich beim Tintenfisch-Besuch so schlecht vorbereitet waren, haben wir ein paar Dinge rausgesucht, die wir eintauschen oder verschenken können.

In Belitung wollen wir aus Indonesien ausreisen. Ervan organisiert den Behördenmarathon für uns und zwei andere Crews. Wir könnten das auch selber machen, entscheiden uns aber diesmal für diese Lösung und wollen gleichzeitig auch noch einkaufen. Am Mittwochnachmittag will der Zoll uns besuchen. Morgens um neun bekommen wir eine Nachricht „Um 10 kommt der Zoll, bitte seid dann an Bord“. Um halb zwölf kommt ein Boot längsseits, das fast so lang ist wie Mari. Fünf Zöllner sind an Bord, außerdem Ervan und der Käpt’n des Boots. Drei Zöllner klettern an Bord. Einer macht ein Foto des Motors, einer freut sich, dass wir indonesischen Kaffee gekauft haben und der dritte erzählt mir, dass er aus Bandung kommt. Der Sinn dieser Zollinspektion ist uns nicht klar, aber der Besuch ist sehr nett. Wir sind froh, dass die Zöllner nicht wie in Kupang von uns im Dinghi transportiert werden wollten. So ist es doch einfacher.
Um sieben Uhr geht es am Donnerstag mit dem Schlauchboot an den Strand. Insgesamt wollen heute acht Leute von vier Booten ausklarieren. Mit vier der Segler sind wir gemeinsam mit Ervan unterwegs, die anderen beiden kommen mit dem Roller hinterher.
Zuerst geht’s zur „Quarantine“. Hier dauert es. Warum weiß niemand so genau. Unterlagen werden kopiert und fotografiert. Marisol war in Thailand? Die haben doch einen mpox-Fall? Wir geben zu bedenken, dass wir vor vier Monaten dort waren. Zum Glück gibt es dann keine weitere Diskussion.
Wir sind guter Stimmung und unterhalten uns prächtig, zwei der Segler kennen wir schon, die anderen lernen wir jetzt kennen. Zeit haben wir ja. Irgendwann bekommen wir endlich unsere Unterlagen. Weiter geht’s zu Immigrasi. Am Flughafen dauert die Ausreise nur wenige Minuten. Nicht so per Boot. Die Unterlagen aller Crews werden eingesammelt und teilweise vermischt. Mal wieder wird fleißig kopiert. Dass wir alle unterschiedliche Unterlagen abgegeben haben, scheint kein Problem zu sein. Es dauert und dauert. Das Büro ist blitzsauber, nahezu gemütlich und es gibt Kaffee und Kekse. Wir unterhalten uns und gehen ab und zu nach draußen um uns aufzuwärmen. Die Klimaanlage arbeitet etwas zu gut. Inzwischen regnet es. Wir verpassen also nichts. Es gibt ein Problem. Bei einem Boot sind nur die Eigner an Bord. Als das Boot vor einem Jahr nach Indonesien gekommen ist, hatten sie Gäste. Das ist normalerweise kein Problem, doch es gibt ein neues Gesetz, das in jeden Hafen anders ausgelegt wird. Es geht hin und her, es wird telefoniert.
Schließlich bekommen wir alle unsere gestempelten Pässe und je zwei Crewlisten zurück. In unseren Unterlagen finden sich außerdem die Quarantine-Unterlagen der anderen Boote. Wir sortieren also den Papierkram und machen uns auf dem Weg zum Hafenmeister. Beim Hafenmeister hat die Mittagspause bereits begonnen. Unser Anliegen könnte trotzdem bearbeitet werden, allerdings wäre dafür eine „Gebühr“ fällig. Wir verzichten und fahren zum Geld abholen und trinken Kaffee. Dann erfährt Ervan, dass der Hafenmeister wieder da ist und wir fahren zu dessen Büro. Nun verschwindet Erwan mit unseren ganzen Unterlagen und kopiert diese. Als er wieder auftaucht hat er unser Zollpapier dabei. Das ist also erledigt. Nun warten wir immer noch auf die Port Clearance und die gibt’s beim Hafenmeister. Was daran so lange dauert? Keine Ahnung. Es wird immer später. Wir haben alle Hunger und wollen noch einkaufen. Also gehen wir auf den Markt und Ervan wartet auf den Papierkram.
Es regnet noch immer. Die Auswahl auf dem Markt ist in Ordnung, aber nicht überragend, wenn man sich für mehrere Wochen verproviantieren möchte. Wir kaufen Obst, Gemüse und Eier. Hinterher geht es zum Supermarkt. Dort gibt es weder Brot, noch irgendetwas das mit Käse verwandt ist. Milch, Mehl, Tee und Kekse wandern in den Einkaufskorb. Dann beschließen wir, dass wir nicht verhungern werden und machen uns mit Rico, dem Fahrer, auf den Rückweg. An der Tankstelle füllen wir die letzten Kanister. Es regnet noch immer.
Wir sind nun also wieder am Strand, aber Ervan und unsere Clearance fehlen noch. Inzwischen fühlen wir uns halb verhungert und gehen erstmal essen. Als wir wieder zurückkommen, treffen wir Ervan wieder nicht an und er ist telefonisch nicht erreichbar, also bringt Nobbi einen Teil der Einkäufe zum Schlauchboot. Als ich Ervan schließlich finde, gibt er mir das Papier und wir verabreden, dass ich gleich wiederkomme um ihn für seinen Service zu bezahlen. Nobbi hat unser Portemonnaie, also bringe ich die übrigen Taschen zum Schlauchboot, wo ich ihn treffe. Nobbi fährt die Einkäufe zu Mari und ich laufe zurück um Ervan zu bezahlen. Er ist nicht da und geht nicht ans Telefon. Also laufe ich wieder an den Strand und warte dort auf Nobbi. Inzwischen ist es dunkeln und die Mücken nehmen ihr Abendbrot ein. Mich. Wir würden gerne unser Geld loswerden, damit wir am nächsten Tag aufbrechen können wann wir möchten und keine Termine mehr an Land haben. Schließlich erreiche ich Ervan, verabrede mit ihm, dass ich seinem Helfer Eddie das Geld gebe und bitte ihn Eddie zu informieren, dass wir jetzt zu ihm kommen. Ihr ahnt es. Wir treffen Eddie nicht an, Ervan ist nicht erreichbar. Es war ein langer Tag, langsam haben wir keine Lust mehr. Wir beschießen im Restaurant ein letztes Bier mit den anderen Seglern zu trinken und dann zurück zum Boot zufahren. Schließlich treffen wir Eddie doch noch und übergeben das Geld.
Eigentlich hat alles gut geklappt. Wir sind ausklariert und haben eingekauft. Trotzdem war der Tag durch die ganze Warterei ermüdend. Nett war die Gesellschaft der anderen Segler. Wir haben uns wirklich gut unterhalten. Schade, dass es die anderen nach Norden zieht, wir hätten sie gerne wieder getroffen.

Dieseltransport
Besuch vom Zoll.
Kurupsi und Erpressung sind hier auch nicht erlaubt.
Es wird schon dunkel, als Nobbi die Einkäufe zu Mari bringt.