„Inga, wollen wir Fisch haben?“ Keine Ahnung, ich liege mit meinem Krimi noch im Bett, die Sonne ist gerade aufgegangen und Nobbi hat schon Kaffee gekocht. Neben Mari treiben zwei offene Boote, in jedem sitzt ein Paar, mit Hund und Papageien. Wir verstehen einander nicht, sie sprechen kein Indonesisch und kein Englisch. Aber, dass sie gerne Fisch mit uns tauschen möchten, verstehen wir. Nach und nach wird uns klar, dass die Menschen in ihren offenen Booten wohnen, ein offenes Feuer brennt in ihrem Holzboot und auf dem Feuer steht ein Topf. Die wenigen Dinge, die sie besitzen sind im Boot verstaut, Matten aus geflochtenen Palmenblättern sind aufgerollt und liegen quer auf dem Rumpf. Gerne würden wir mehr über ihr Leben erfahren. Einen Handel mögen wir nicht ausschlagen und bieten ihnen eine lange dicke Leine an, doch die Frau schüttelt den Kopf und zeigt auf einen Keks. Sie freuen sich über Oreos. Später ärgern wir uns, dass wir so schlecht vorbereitet waren, sicherlich hätten wir noch etwas gefunden, das wir leicht entbehren können und sie erfreut hätte. So stehe ich morgens um sieben mit einem Tintenfisch in jeder Hand an Deck. Zeit für Kaffee!
Aus gegebenen Anlass gibt es für uns eine Lehrstunde in Tintenfischanatomie. Wir haben beide noch nie einen Tintenfisch ausgenommen oder zubereitet. Ich bin theoretisch der Profi und Nobbi führt meine Anweisungen tapfer aus. Ganz schön viel Tinte hat so ein Tierchen, ansonsten ist es sehr einfach. Zum Mittag gibt es geröstetes Toast mit gebratenem Tintenfisch in Knoblauch. Lecker.
Die nette Tintenfischbegegnung hatten wir als wir bei der Insel Titapan einen Tag Pause eingelegt haben. Seit Batam haben wir Tageshüpfer gemacht.
Kaum hatten wir die Marina verlassen, wurde die Schiffswaschanlage eingeschaltet. Am ersten Tag sind wir mehrfach nass geworden. Die Fahrt war abwechslungsreich, mal kamen wir nur langsam gegen den nach Norden setzenden Strom an, mal schob uns der Strom überraschend nach Süden. Die erste Nacht am Anker ist wunderbar still. Keine Stadtgeräusche, nicht mal eine plätschernde Klimaanlage eines Nachbarn stört. An diesem Platz haben wir schon im Oktober geankert und uns vor dem kleinen Dorf wohlgefühlt.
Für die nächste Nacht haben wir uns Ankerplatz bei Titapan zwischen einigen Inseln ausgesucht. In einer der viele Apps wurde dieser Platz empfohlen, deshalb wissen wir, dass es dort tief genug sein soll. Die Karten schweigen sich über die Wassertiefe zwischen den Inseln aus oder zeigen Tiefen um 1m an. Das kann nicht sein, im Satellitenbild sieht man tiefes Wasser. Wir tasten uns vorsichtig zum Ankerplatz und tatsächlich ist es zwischen den kleinen Inselchen, meistens 20 bis 30 m tief.
Die Welle, die aus Südosten kommt, ist höher als erhofft und macht die Fahrt, gemeinsam mit dem häufig von vorn kommenden Strom mühsam. Wenn wir genug Platz haben, kreuzen wir gegenan, meist mit Motorunterstützung. Einmal sehen wir eine halb untergegangene Fischerhütten in den Wellen vor uns auftauchen, da möchte man nicht reinfahren.
Als wir nördlich von Sebangka einen Ankerplatz finden, stellen wir fest, dass die Tiefen in der Karte (mal wieder) nicht mal annähernd stimmen. Statt weniger als fünf Meter, ist es über 20 Meter tief. Nach einigem Suchen finden wir vor einer kleinen Insel eine geeignete Stelle und verbringen auch hier eine ruhige Nacht.
Auf der Fahrt nach Kentar kreuzen wir durch ein Feld mit Fischerhütten. Wir zählen 100! Die Hütten selbst sieht man gut, leider sind zwischen den Hütten lauter Bojen, die nur ab und zu in den Wellen auftauchen und einige einzelne Pfähle in unscheinbarem grau.
Heute beginnen wir den Tag mit Pfannkuchen. Wir bleiben heute hier liegen und haben Zeit. Der Wassermacher läuft tadellos und wir haben genug Wasser um ein wenig Wäsche zu waschen. Unseren Aufenthalt in Batam wollten wir nicht beenden, bevor wir sicher waren, dass der Wassermacher funktioniert. Wir haben die 1m lange Osmose-Membran getauscht und mussten sicher sein, dass das System ganz dicht ist. Der Wassermacher arbeitet mit etwa 60 bar, bei so viel Druck, kann man eine undichte Stelle nicht mit einem Tüddelband oder Tape reparieren.
Damit uns nicht langweilig wird, hat die Seewasserpumpe am Waschbecken in der Pantry heute ihren Dienst eingestellt. Nobbi schnorchelt zum Einlass, kann aber keine Verstopfung feststellen. Die Pumpe wird ausgebaut, scheint aber intakt. Bevor wir die Pumpe auseinandernehmen, kontrollieren wir, ob der Schlauch frei ist. Ist er nicht. Nobbi pumpt mit der Schlauchbootpumpe Luft in die Leitung, es gluckert und der Schlauch ist wieder frei. Nun muss nur die Pumpe wieder eingebaut werden.
Und, wir hatten mal wieder ungebetenen Besuch. Als wir nach der ersten Etappe die Maschine abstellen fehlt das typische Schlürfen unseres Schnüffelventils, das dafür sorgt, dass der Wasserzufluss zur Maschine unterbrochen wird. Die kleine Öffnung ist von einem erdfarbenen Tropfen verschlossen. Ein Problem, das leicht zu beheben ist. Wir inspizieren die Umgebung genauer und finden noch weitere Stellen, an denen ein fleißiges Insekt seine Eier abgelegt hat. Kleine Öffnungen von etwa fünf Millimeter Durchmesser scheinen ideal als Eiablageort. Aus den Achsen der Blöcke von der Großschot entfernen wir gleich mehrere Nester mit Eiern und Larven verschiedenen Entwicklungsstadien.
Wenn das Wetter nicht dagegen hat, geht es morgen weiter. Wieder gegen den Wind.











