Vorbereitungen in Puteri

Mittlerweise ist es mehr als drei Wochen her, dass wir in Puteri Harbour angekommen sind. Die Marina gehört einem neuen Betreiber, es gibt eine neue Telefonnummer und eine Preiserhöhung, sonst ist alles beim Alten.

Eine Woche haben wir in Singapur verbracht. Diesmal haben wir die Singapore City Gallery besucht. Dort gibt es eine große, interaktive Ausstellung zur Stadtplanung und -entwicklung Singapurs. Wir lernen nicht nur, dass Singapur seine Fläche weiter vergrößert, der Containerhafen verlegt und der Flughafen ausgebaut wird, sondern auch, dass Singapur als Stadtstaat ganz besondere Herausforderungen meistern muss. Die Ausstellung hat uns ausgesprochen gut gefallen, wir haben dort einige Stunden verbracht, grüne Straßen geplant und Vergleiche mit anderen Städten angestellt. Singapur soll noch grüner werden, noch mehr Grünanlagen, Dachbegrünungen und Parks bekommen. Neben den Singapurer Plänen, werden auch Projekte aus anderen Städten vorgestellt, wie der Hamburger Autobahndeckel oder die Umgestaltung von Bostons Wasserseite.
Zurück in Puteri hatten wir Besuch an Bord. Die jüngsten Familienmitglieder haben Marisol ausgiebig erkundet und alles ausprobiert. Nun können sie sich viel besser vorstellen, wie wir leben.

Singapur hat sich gewaltig verändert. Die Bilder sind aus der Singapore City Gallery.

Das Beste an der Puteri Marina ist die Nähe zu Singapur. Die Umgebung ist nicht sehr spannend. Einige Restaurants, gut erreichbare Supermärkte und sehr viel Leerstand. Wohnblocks in denen nur ein Teil der Wohnungen bewohnt sind, leerstehende Bürogebäude, einige Betonskeletts, Bauzäune. Einen Abend laufen wir eine der Straßen entlang, eine Brücke über einen Kanal bringt uns zu einer exklusiven Wohnsiedlung. Natürlich hinter hohen Zäunen. Trotzdem sehen wir, dass nur wenige Häuser bewohnt sind und viele bereits verfallen, noch bevor sie das erste Mal genutzt wurden.
Von der Brücke haben wir eine gute Aussicht auf die Siedlung. Es gibt eine eigene Schleuse mit zwei großen Kammern, viele Häuser haben einen eigenen Steg. Die Steganlagen sind sehr aufwendig, luxuriöser als in den meisten Marinas. Wir sehen kein einziges Boot in der Anlage. Wer hier ein Haus hat lebt einsam und kann es nicht verkaufen.
Mit Ausnahme von Penang, haben wir überall an Malaysias Westküste diese Ruinen, schiefgegangenen Investments und Leerstand gesehen. Ein Paradies für Liebhaber von „lost places“.

Schöne Häuser mit eigenem Steg, die meisten stehen leer.
Neben den Häusern findet sich auch das obligatorische Betonskelett.

Wir haben viele kleine und einige große Dinge an Bord erledigt. Nachdem wir auf der Reise in der Malacca Straße zunächst dachten, dass wir vielleicht ein Problem mit unserer Ankerwinsch haben, waren wir uns bald sicher, dass unsere Bordnetzbatterien hinüber sind. Also, haben wir Batterien bestellt, deren Einbau zwar nicht so schwierig aber sehr, sehr schweißtreibend war, da die drei Batterien jeweils 32 kg wiegen. Beim Messen der Kapazität der alten Batterien, hatte Nobbi die Starterbatterie auch gemessen, sie ist in besserem Zustand als die Bordnetzbatterien. Trotzdem entscheiden wir uns diese auch zu ersetzen. Den Verkäufer, der einfach nicht verstehen will, dass wir die Batterie nicht für ein Auto, sondern für ein Boot kaufen, lassen wir ratlos zurück. In seinen Unterlagen steht nun, dass wir die Batterie für einen Volvo gekauft haben, was ja nicht falsch ist.
Neue Lager für den Steuerkopf der Steuersäule sind mit der Familienpost nach Singapur geliefert worden. Wir überlegen uns lange, ob wir uns zutrauen die Baustelle zu eröffnen. Wenn wir den Steuerkopf kaputt machen, uns Ersatzteile fehlen oder wir in der Mitte der Reparatur nicht weiterkommen, haben wir ein Schiff ohne Ruder. Der Austausch der Lager in der Steuersäule damals in Nouméa hat uns vorsichtig werden lassen. Das war ein ziemlich großes Projekt. Schließlich nehmen wir unseren Mut zusammen und arbeiten uns vorsichtig Schritt für Schritt vor. Der Austausch der Lager funktioniert problemlos. Allerdings nur, weil wir das passende Werkzeug, einen Abzieher, an Bord haben. Auf der Suche nach einen Sprengring, ein kleines Ersatzteil, das uns fehlt, lernen wir lauter kleine Läden kennen und bekommen den passenden schließlich in einer Motorradwerkstatt geschenkt.

Neue und alte Lager.
Hier haben wir einen Sprengring der passenden Größe geschenkt bekommen.

Auch ob wir die Bowdenzüge zwischen Schaltung und Motor austauschen wollen, überlegen wir uns gut. Das halbe Schiff muss auseinander gebaut werden. Beim Ausbau finden wir gleich zwei Fehler. Eine Befestigung ist gebrochen und eine Halterung verbogen. Die Halterung ist vermutlich schon seit dem Einbau verborgen und könnte die Ursache für die Abnutzung des Bowdenzugs sein. Der Einbau der neuen Züge funktioniert ganz gut, genau wie die Feineinstellung. Bei der Gelegenheit stellen wir auch fest, dass sich die Schraube zur Einstellung des Leerlaufs losgerüttelt hat. Ganz ohne Probleme verläuft auch diese Reparatur nicht. Die Klemmen, die die Bowdenzüge halten, sind aus Plastik und eine ist zerbröselt. Mal sehen, ob wir Ersatz bekommen.

Beim Bimini musste eine Naht erneuert werden, der neue Außenborder hat einen Gurt bekommen, mit dem man ihn am Windgeneratormast hochziehen kann, um ihn zum Schlauchboot abzusenken. Unsere Windanzeige musste schon wieder ersetzt werden. Wir dachten, das Display hätte seinen Geist aufgegeben, aber tatsächlich war schon wieder die Masteinheit kaputt. Hoffentlich hält diese länger.
Lange haben wir überlegt, wie wir unser Schlauchboot verpacken wollen und wie es an Deck angebunden werden soll. Nun haben wir festgestellt, dass es in der Kabine unter den Tisch passt. Mit dieser Lösung sind wir fürs erste zufrieden.
Außerdem haben wir ganz viele Kleinigkeiten erledigt, von denen mir die meisten gar nicht mehr einfallen, nun wo sie erledigt sind. Dinge wurden wegsortiert und weggeworfen, Schrauben nachgezogen, Klebestreifen und Bändsel erneuert. Unsere alte Genua, die seit Jahren eigentlich aussortiert ist und uns trotzdem noch tausende Meilen gezogen hat, ist nun wirklich von Bord gegangen und wir haben die Fock angeschlagen. Auf der nächsten Etappe segeln wir vermutlich auf Am-Wind-Kursen, eventuell werden wir Kreuzen müssen.

Sogar unseren Großeinkauf für die nächste Etappe, die uns von Malaysia nach Südafrika bringen soll, haben wir erledigt. Kaffee, Haferflocken, Nudeln, Konserven, getrocknete Früchte und Nüsse sind in den Schränken verstaut, Olivenöl, Orangensaft und Kokoswasser lagern in der Bilge. Eigentlich fehlen nur noch die frischen Lebensmittel und dann können wir weitersegeln.
Doch bevor es weitergeht machen wir noch einen kleinen Abstecher. Marisol liegt startbereit in Puteri Harbour in Malaysia, während wir mal wieder in Singapur sind. Mitte der Woche fliegen wir von hier nach Jakarta. Wenn wir Ende des Monats wieder zurück sind, geht es wirklich los – via Indonesien hinaus auf den Indischen Ozean!