Wir verabschieden uns von Penang. Noch schnell einkaufen und dann geht’s los. Vorsichtig schieben wir Mari zwischen den großen Motorbooten raus, beide Nachbarn sind 15m länger als wir.
Vor der Marina ist ein riesiges Sperrgebiet. Landgewinnung ist das Stichwort. Hier entstehen zwei neue Inseln. Um dieses Sperrgebiet müssen wir drum herum. Abkürzen ist nicht nur verboten, sondern auch wenig empfehlenswert. Tag und Nacht werden hier Steine abgeladen und Sand aufgeschüttet.
Wir fahren zwischen Penang und dem Festland durch, das ist interessant. Wir passieren die uns nun wohl bekannte Altstadt und sehen die City Hall, den Uhrenturm und die vielen Häuser auf Pfählen. Die Swettenham-Pier ist frei, der Kreuzfahrer ist uns gerade entgegengekommen.
Von der Pier in Butterworth (am Festland) legt gerade ein Containerschiff ab und vor uns dreht ein Schleppverband. Das sieht zunächst interessant aus, denn es scheint als ob er uns entgegen kommt, in Wirklichkeit treibt er aber mit der Strömung rückwärts. Schließlich gibt der Schlepper wieder Gas und beginnt die Barge, die er schleppt zu drehen. Das kommt auch in keinem Bootsführerschein vor. Zwei lange Brücken verbinden die Insel Penang mit dem Festland, beide haben eine Durchfahrtshöhe von 28m, genug Platz für uns. Ganz im Süden der Ostküste Penangs finden wir einen guten Ankerplatz. Nachts haben wir eine schöne Aussicht auf die Lichter der 24 km langen, südlichen Brücke.



Am nächsten Morgen stehen wir um fünf Uhr auf. Sobald der Kaffee fertig ist, geht’s los. Fast 60 Meilen liegen vor uns. Die Etappe verläuft herrlich unspektakulär und am späten Nachmittag erreichen wir die kleine Insel Talang. Bei Einbruch der Dunkelheit werden einige Angler auf der Insel abgesetzt, die dort nachts mit beleuchtetem Köder angeln. Was es nicht alles gibt. Es regnet nachts und auch morgens, die Angler tun uns leid, wie sie auf ihren Felsen stehen. Bald tun wir uns auch leid, der Wind steht unangenehm auf den Ankerplatz und zusammen mit der gegenlaufenden Strömung entsteht eine ungemütliche Welle. Noch vor dem Frühstück machen wir uns auf den Weg nach Pulau Pangkor. Die Etappe heute hat nur 16 Meilen und wäre richtig entspannt gewesen, wenn wir nicht eine neue Art von Fischernetzen kennengelernt hätten. Vor uns taucht eine lange Kette von weißen Bojen auf, die kennen wir schon, denken wir. Normalerweise liegen die Netze tief und man kann gefahrlos zwischen den Bojen hindurch fahren. Die Netze, die an der Oberfläche liegen, haben deutlich mehr Bojen. Wir peilen eine Lücke an und erschrecken, als wir ganz kurz vor dem Netz sehen, dass es sich nur etwa einen halben Meter unter der Oberfläche befindet. Wir können nicht mehr stoppen. Mit einem leisen „Klöng“ taucht das Netz hinter uns wieder auf, Glück gehabt. Wir hatten ausgekuppelt, dann wickelt man sich das Netz wenigstens nicht um den Propeller. Aber trotzdem möchten wir ungern gefangen werden.

Der Wetterbericht ist sich sehr uneinig. Wind aus Nord oder Süd. Schwell aus West. Schwierig, danach einen Ankerplatz auszuwählen. Wir verbringen einen schönen Sonntag in der Ankerbucht im Süden Pangkors. Das Wasser ist so klar, wie schon lange nicht mehr und endlich etwas kühler. Wir baden ausgiebig, nur ein weiteres Bad am Abend fällt aus. Nachdem wir hörten, dass in der Nähe ein französischer Segelfreund zu engen Kontakt mit einer Qualle hatte und sich ernsthaft verletzt hat, haben wir keine Lust mehr dazu.

Die vor uns liegende Etappe ist 80 Meilen lang. Zu lang, um es bei Tageslicht zu schaffen. Wir überlegen hin und her und entschließen uns sehr früh aufzustehen. Um Mitternacht klingelt der Wecker. Es ist sternenklar und wunderbar ruhig. Gleich südlich von Pangkor liegen eine Handvoll großer Schiffe auf der Reede. Eins bewegt sich, wir fahren lieber hinter ihm durch. Es führt drei rote Rundumlichter, das heißt, dass es tiefgangsbehindert ist. Das Schiff hat laut AIS einen Tiefgang von 23m. Wahnsinn. Es handelt sich um einen ganz großen Bulkcarrier, der 360m lang ist und Eisenerz transportiert.
Nachdem wir das Ankerfeld hinter uns gelassen haben, schicken uns Gewitterwolken ihre kühlen Böen, als der Wind abnimmt und es nur noch heftig blitzt, nähern wir uns einem Bereich mit vielen Fischern. Die sind leider wieder kreativ beleuchtet, man sieht also nicht wohin sie fahren. Wir sind froh, dass wir zu zweit sind und sie ganz gut im Blick behalten können. Die Blitze aus dem Gewitter erreichen vor uns nun auch die Wasseroberfläche, das ist sehr unheimlich, hat aber den Vorteil, dass wir die Boote um uns herum für einen kurzen Moment erkennen können. Als es hell wird, werden auch die Fischer weniger. Der Strom schiebt uns erst, bremst uns dann ein paar Stunden und läuft dann wieder mit uns. Die Genua darf ein bisschen mitziehen und wir kommen besser voran als erwartet. Als wir uns Port Klang nähern, wimmelt es wieder von Fischern, es ist aber problemlos möglich ihnen auszuweichen. Wir hängen noch zehn Meilen dran und erreichen den Ankerplatz gegenüber von Containerterminal in Port Klang am frühen Abend. 91 Meilen in 17 Stunden, das war ein langer Tag. Um halb neun fallen wir in die Koje und schlafen sofort ein.

Am nächsten Morgen stehen wir wieder früh auf und verlassen unseren Ankerplatz noch im Dunkeln. Der Sonnenaufgang wird von dunklen Gewitterwolken verdeckt und in den großen Wolken blitzt es mal wieder gewaltig.
Wir fahren entlang der kilometerlangen vollbesetzten Containerpier und müssen einem indonesischen Frachter ausweichen, der beschlossen hat auf unserer Seite zu fahren. Ein spannender Kontrast: indonesisches Holzschiff mit der Ladung in Säcken, neben vielen modernen großen Containerschiffen. Südlich von Port Klang liegen über 50 Schiffe im Ankerfeld. Der Hafen ist voll, sie warten alle auf ihren Liegeplatz. Wir schlängeln uns zwischen den Ankerliegern hindurch.
Auch heute läuft es besser als erwartet, der Seegang ist etwas unangenehm, aber wir können Segel setzen und sind so nicht nur schneller sondern auch bequemer unterwegs. Der Strom meint es gut mit uns und schiebt uns fast den ganzen Tag mit einem halben Knoten.
Kurz vor Port Dickson queren wir das Ankerfeld mit den großen Tankern, sehen am Ufer ein gewaltiges Kraftwerk und eine riesige Raffinerie und erreichen nachmittags nach 55 Meilen die Admiral Marina in Port Dickson.
Nach vielen langen Etappen haben wir uns eine Pause verordnet. Port Dickson selbst ist nicht so aufregend, aber ein ganz guter Ausgangspunkt für Ausflüge.



