Von Pulau Besar nach Pulau Pangkor

Eine Szene aus einem Roman. Ein heruntergekommenes Hotel am Meer. Über dem Pool kreisen Krähen. Die Krähen landen in den Palmen, die sich im Wind biegen. Die Gäste wirken ein wenig verkrampft. Sie versuchen den Abend trotz der merkwürdigen Atmosphäre zu genießen. Auf den Stufen vorm Hotel macht eine malaiische Familie in aufeinander abgestimmten Outfits Selfies. Zwei Frauen fotografieren sich an der Balustrade. Hier gibt es eine Schaukel fürs perfekte Urlaubsfoto, die nur aussieht als könne sie schaukeln. Der Sitzholm ist am Gerüst angenagelt. Der Pool ist gut besucht. Eine Gruppe Singapur-Chinesen, die sich gegenseitig Schwimmunterricht geben, deutsche Touristen, die einen Abstecher ans Meer machen wollten bevor sie wieder nach Hause fliegen, und zwei Segler, die auf eine schöne Dusche gehofft hatten.
Die Admiral Marina in Port Dickson hat schon bessere Zeiten gesehen. Das Hauptgebäude, in dem das Restaurant und das Marina-Büro sind, ist in ganz passablen Zustand. Das Hotel ist sieht deutlich schlechter aus. Neben der Anlage ist ein Komplex mit Ferienwohnungen von denen nur wenige belegt sind und rund um die Marina werden lauter Ferienhäuser gebaut. In der Marina sind schon einige Pfähle umgefallen, wir bekommen aber einen guten Platz für unsere Mari. Und wir werden außerordentlich freundlich empfangen. Sechs (!) Männer wollen unsere Leinen annehmen. Die Marina hat einen neuen hochmotovierten Manager, der uns sehr freundlich willkommen heißt.
Im Restaurant essen wir ungewöhnlich schlecht und vergessen das lieber schnell. Am zweiten Abend besuchen wir die etwas angestaubte, aber gemütliche Bar. Hier ist die Stimmung gut und es gibt sogar Live-Musik.
Unseren Pausentag nutzen wir um den Dieseltank zu füllen und uns die Füße zu vertreten. Wir lassen uns zu einem kleinen Waldgebiet am Leuchtturm bringen. Hier gibt es schöne, schattige Wanderwege zwischen tollen Bäumen. Diese Urwaldbäume begeistern uns immer wieder und ihr Schatten ist in der Mittagshitze sehr willkommen. Es tut gut sich zu bewegen und wir sehen viele tolle Vögel und viele Affen. Die Makaken sind damit beschäftigt die Mülleimer zu plündern und ziemlich frech. Uns gefallen die Südlichen Brillenlanguren, die hellgrauen Affen mit ihren hübschen Gesichtern und langem Schwanz. Der Hauptweg führt zum Leuchtturm auf dem Kap Rachado. Den Leuchtturm, der 1863 erbaut wurde, konnten wir von See allerdings besser bewundern.
Von einem Aussichtpunkt schauen wir aufs Meer und sehen in der Ferne eine Segelyacht. Von dort haben wir gestern mit dem Fernglas diesen Aussichtspunkt entdeckt. Die Aussichtsplattform ist nagelneu und aus Glas, was uns sinnlos erscheint, ist sie doch nur einen Meter über dem Waldboden. Der Taxifahrer auf dem Rückweg erzählt uns von leerstehenden Hotels, beliebten Stränden und den touristischen Highlights. Er gibt sich wirklich Mühe, doch wir lehnen sein Angebot uns an Malaysias größter Kaninchen-Streichel-Farm abzusetzen ab und gehen doch wie geplant in den Supermarkt.

Die Fahrt zur Admiral Marina war entspannt. Wir hatten richtig schönes Wetter, ausnahmsweise gab es keine drohenden Gewitter, und zweitweise sogar Wind, so dass die Genua uns ordentlich gezogen hat. Vor Malakka liegen lauter große Schiffe vor Anker und wir haben wieder etwas zu gucken. Gerade werden zwei Tanker ins Päckchen gelegt und ein Bagger überholt uns. Wir haben noch nie so viele Bagger gesehen wie in den letzten Tagen, das liegt wohl dran, dass in dieser Region so viel Landgewinnung betrieben wird. Irgendwo muss der ganze Sand herkommen.

Wir verlassen die Marina früh, wollen wir es doch mindestens bis zur Einfahrt nach Port Klang schaffen. Die Fahrt ist lang und eintönig, der Wind kommt genau von vorne und eine unangenehme Welle lässt uns nur langsam vorankommen. Auch vor Port Klang liegen viele große Schiffe vor Anker, wir kennen das langsam und freuen uns über Abwechslung.
Port Klang liegt geschützt hinter einigen Inseln im Mündungsgebiet eines Flusses und wir haben uns entschlossen hinter den Inseln durch zufahren, also praktisch durch den Hafen. Als wir die Einfahrt erreichen schiebt uns der Strom, wir entschließen uns noch nicht zu ankern, sondern den Schwung zu nutzen und ein bisschen weiterzufahren. Das erste Containerschiff überholt uns in der Einfahrt, das zweite zu Anfang der drei Meilen langen Pier. Mir ist das alles ein bisschen zu eng und ich hege Fluchtgedanken, doch Nobbi blüht erst so richtig auf. Wir überholen das zweite Schiff als bei ihm die Schlepper andocken und es drehen, um es an die Pier zu bringen. Dank des starken Stroms haben wir eine flotte Reise, wir lassen die Gas-Pier, das Kreuzfahrtterminal und den Marinehafen hinter uns. Zwei kleine Tanker kommen aus einem Seitenarm, gegenüber der zweiten Containerpier (auch über zwei Meilen lang) schlängeln wir uns zwischen den Ankerliegern durch und finden einen guten Ankerplatz nahe der Mangroven. Port Klang ist Malaysias größter Hafen und der 13. größte Hafen der Welt. Das besagt zumindest irgendeine Statistik. Wie auch immer, auf jeden Fall werden hier sehr viele Container umgeschlagen und es gibt viel Schiffsverkehr, auch wenn der Hafen für die ganz großen Schiffe zu klein und zu flach sein dürfte. Eine interessante Kulisse, Schiffe legen ab oder kommen ins Ankerfeld. Unser Nachbar, ein Schiff mit Heimathafen Ulan Bator, wird betankt. Ein Waran schwimmt vorbei und ein paar kleine Fischerboote sind am Mangrovensaum unterwegs.

Die nächste Etappe ist wieder lang und es gibt keinen guten Ankerplatz. Ein paar Stunden darf die Genua uns ziehen, dann ist der Wind wieder komplett weg. Wir fahren durch den größten Müllteppich unserer gesamten Reise. Acht Meilen lang: Blumentöpfe, Kanister, Plastiktüten, eine rostige Gasflasche, Styropor und eine unendliche Anzahl Plastikflaschen. Nur knapp verfehlen wir ein riesiges Knäul aus kaputten Netzen. Ich möchte mir gar nicht vorstellen was passiert, wenn unser Propeller in so etwas hängenbleibt.
Die Nacht verbringen wir beim Stelzenhaus. Dieses merkwürdige Haus, was weit vor der Küste liegt ist anscheinend ungenutzter Teil einer Freizeitanlage und bekannt unter Seglern. Mehrere unserer Bekannten haben die Nacht in Sichtweite dieses mäßig beleuchteten Hauses verbracht. Wir liegen erstaunlich ruhig dafür, dass wir drei Meilen von der Küste entfernt sind. Aber so richtig wohl fühlen wir uns nicht. Das liegt auch an den vielen Fischern, die hier nachts unterwegs sind.

Der nächste Ankerplatz an der Insel Pangkor ist eine erfreuliche Abwechslung, nicht nur eine Notlösung zum Übernachten, sondern eine richtig schöne Bucht. Ein langer Strand säumt Bucht, grüne Hügel bieten eine schöne Szenerie. Hinter uns auf der Insel Pangkor Laut liegt ein Luxusresort, vor uns auf der Insel Pangkor gibt es kleinere Hotels und das ganz normale Leben.

Wir legen wieder einen Pausentag ein, waschen Wäsche und tüddeln an Bord rum. Nachmittags bricht ein heftiges Gewitter über uns herein, dass uns Sintflut artigen Regen bringt. Als die ersten Böen unser Zuhause auf die Seite legen, zieht Nobbi sich die Badehose an und sieht im Cockpit nach dem rechten. Er gibt Entwarnung, es gab nur wenige starke Böen, dann nimmt der Wind ab. Wir nutzen die Gelegenheit und duschen ausgiebig im Gewitterschauer. Mir sind diese heftigen Gewitter unheimlich, über die frisch gewaschenen Haare freue ich mich trotzdem.

Admiral Marina in Port Dickson.
Vom Pool sieht man die Ausfahrt der Admiral Marina.
Nobbi am Aussichtspunkt.
Große „Grashalme“!
Die Languren gefallen uns sehr. Sie haben eine schöne Zeichnung und ein sympathisches Gesicht.
Der Leuchtturm von 1863.
Der Leuchtturm am Kap Rachado.
Kein Wind, kein Horizont.
Eine Möwe auf einem Eisberg, der leider aus Styropor ist.
Interessante Schiffe auf der Reede vor Melakka.
Zwei Tanker werden ins Päckchen gelegt.
Melakka sehen wir nur vom Wasser.
Drei Meilen ist diese Containerpier von Port Klang lang.
Die fröhliche Crew winkt uns.
Was das wohl kostet, wenn ich das an einer Fahrwassertonne auf der Elbe mache…
Fischer so weit das Auge reicht.
Viele Fischerboote sind kunterbunt.
Die Einfahrt zur Ankerbucht vor Pangkor.
Die Ankerbucht von Pangkor wird von einem langen Strand gesäumt.