Zum Jahresende von Puteri nach Pulau Besar

Ein FlipFlop, eine Wasserflasche, eine Styroporbox, eine Palette, ein Eimer. So geht es immer weiter. Am Ausgang der Johor-Straße, die Malaysia und Singapur trennt, fahren wir nicht nur durchs Ankerfeld der großen Frachter, sondern auch durch einen riesigen Müllteppich. Wir haben die Marina verlassen und sind auf dem Weg in den Norden Malaysias.

Nach einem schönen Weihnachtsfest mit der Familie in Singapur fahren wir am 27. Dezember wieder nach Malaysia zu unserer Mari. Am nächsten Tag bereiten wir unsere Weiterreise vor. Die Crew eines der Motorboote erklärt sich bereit tauchend unser Unterwasserschiff zu reinigen. Diese Arbeit ist nicht beliebter geworden seit ein ausgewachsenes Krokodil im Hafenbecken gesichtet wurde.
Wir füllen den Wassertank, kaufen ein und gehen ein letztes Mal in einem der Restaurants an der Marina essen. Abends können wir unsere Papiere abholen und die Marina-Rechnung bezahlen.
Unsere Marisol lag über zwei Monate hier in der Puteri Harbour Marina, ein sicherer und günstiger Platz. Wir waren immer nur ein paar Tage an Bord. Obwohl wir zwischendurch ziemlich krank waren, haben wir einiges an Bord erledigt, auch wenn die ToDo Liste nicht so kurz geworden ist wie erhofft.
Ein erfahrender, kompetenter Mechaniker hat unseren Motor gecheckt und die Kompression gemessen. Unser Verdacht hat sich bestätigt, der zweite Zylinder hatte keine mehr. Zum Glück war die Ursache nur ein schlecht eingestelltes Ventil. Uns fällt mehr als ein Stein vom Herzen und der Motor läuft nun ruhiger als zuvor.
Unsere Ankerkette wurde um ein paar rostige Glieder gekürzt, das Mittelluk hat einen neuen Vorhang bekommen und die Comfort-Seats haben nun (provisorische) Bezüge. In einer Patenthalse auf der Arafura-See haben wir uns eine Relingstütze verbogen, die Nobbi wieder richtet. Ein Schäkel wird gängig gemacht, eine Leine getauscht. Kleinigkeiten, die man besser gleich erledigt und sie nicht erst auf die Liste setzt. Der kleine Außenborder, der in Vanuatu den Dienst eingestellt hat, konnte repariert werden. Der Praxistest steht allerdings noch aus. Für das Polster am Navi-Tisch haben wir einen neuen Bezug nähen lassen. Das war schon lange nötig, aber das Nähprojekt wurde immer wieder verschoben, weil so es kompliziert schien. Kurz vor Weihnachten kam endlich unser Paket aus Deutschland, das einen sechswöchigen Urlaub beim malaysischen Zoll gemacht hatte, an. Nun haben wir einen neuen Wasserhahn und ein neues Display, das die Wassertiefe anzeigt.

Alle anderen Aufgaben verschieben wir, denn wir wollen zügig nach Langkawi im Norden Malaysias segeln bzw. fahren (mit Wind ist leider nicht zu rechnen). Am 29. Dezember geht’s los. Die erste Etappe führt uns durch den Müll in der Johor-Straße und durch Felder mit vielen großen Ankerliegern. Containerschiffer, Bulkcarrier und vor allem Tanker. Wir lernen, dass es riesige Tankstellenschiffe gibt, die kleinere Tankstellenschiffe betanken, die dann wiederum andere Schiffe betanken. Die Etappe beenden wir an der Pulau Pisang. Der Ankerplatz an dieser kleinen Insel mit Blick auf das Verkehrstrennungsgebiet der Straße von Melakka ist schön. Dies ist eine der am stärksten befahrenen Wasserstraßen der Welt, hier schiebt sich der Welthandel durchs asiatische Nadelöhr. Obwohl die Sicht eher schlecht ist, sehen wir oft 30 und mehr vorbei fahrende Schiffe, Schlepper und Fischer nicht mitgezählt. Im AIS kann man Informationen zu den Schiffen abrufen, sie sind unterwegs zum Suezkanal, nach Panama, Brasilien oder Rotterdam.
Wir verbringen eine ruhige Nacht an der kleinen bewaldeten Insel und fahren am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang weiter.
Gegen Mittag wird es immer dunkler und beginnt kräftig zu gießen. Wir entscheiden uns auf die Küste zuzuhalten und dort irgendwo zu ankern. Plötzlich tauchen überall Bojen auf, anscheinend sind wir zwischen die Netze geraten. Wir drehen einen Kringel und ankern. Inzwischen regnet es so stark, dass wir kaum die Augen offenhalten können. Sichtweite wenige Meter. Als der Regen nachlässt braust ein aufgebrachter Fischer auf uns zu, wir sollen verschwinden, er hat Angst, dass sein Netz in unseren Anker treibt. Wir holen den Anker auf, es hängt kein Netz daran. Viele Schlangenlinien müssen wir zwischen den Bojen fahren. Wir lernen, dass es unmöglich ist die lagen Netze zu umfahren und dass wir zwischen den Bojen hindurch fahren können. Hier hat es funktioniert, die Netze hingen tief genug. Wir finden einen Ankerplatz ohne Netze, in der Nähe eines Fischergestells und verbringen eine ruhige Nacht etwa 2 Meilen vor der Küste.
Als ich mich nachts draußen umsehe entdecke ich einen Waran auf der Windsteueranlage am Heck, er macht bei uns Pause. Wieder in der Koje, bin ich schon fast eingeschlafen, als ich mir der Gedanke kommt, dass er leicht in Cockpit klettern könnte. Wie verscheucht man einen Waran? Morgens ist er weg.
Eine unspektakuläre Etappe bringt uns zur Pulau Besar, einer Insel kurz vor Melakka. Hier verbringen wir die letzte Nacht des Jahres. Oder die erste des neuen?
Am Strand der Insel wird gebadet und gezeltet. Auf dem Festland gibt es den ganzen Abend immer wieder Feuerwerk. Wir sehen einen Krimi und genießen, dass ein leichter Wind durchs Boot streicht und für Abkühlung sorgt. Ich verschlafe den Jahreswechsel und das Feuerwerk, Nobbi wirft noch einen müden Blick aus dem Vorluk.

Wir lassen Puteri Harbour hinter uns
Wieder fahren wir unter der Brücke nach Singapur hindurch. Auf der Brücke ist wieder einmal Stau.
Viele große Schiffe liegen auf der Reede.
Tankerkuscheln. Ein Tanker, der an einem Tanker tankt.