Zurück von unserem Abstecher nach Singapur werfen wir einen vorsichtigen Blick auf die ToDo Liste. Es gäbe genug zu tun, allerdings ist es warm, sehr warm. Nachmittags haben wir im Boot deutlich über 35 Grad. Draußen ist es noch wärmer. Wir machen also zunächst einen Abstecher in ein Shoppingcenter und kaufen uns zwei Ventilatoren. Das verbessert die Situation unter Deck enorm. Wir suchen Ersatzteilnummer aus Katalogen, kümmern uns um Bestellungen, die Nähmaschine kommt mal wieder zum Einsatz und einige Kleinigkeiten können wir auch schon erledigen.
Bevor wir unseren Singapur-Ausflug gemacht haben, hatten wir bereits die Segel abgeschlagen, den Wassermacher konserviert, einige Leinen gewaschen und die Logge gezogen.
Die Puteri Harbour Marina ist eigentlich ganz nett, hat aber den Ruf, dass hier absolut nichts los sei. Der Komplex zu dem die Marina gehört steht zum Teil leer. Es gibt einige Restaurants, aber in der Ladenzeile sind fast alle Räume nicht vermietet und noch im Rohbauzustand. Auch scheinen nicht alle Wohnungen in den Hochhäusern bewohnt zu sein. In der Umgebung sieht es ähnlich aus. Hohe Wohntürme, die meisten recht neu, ein paar Bauruinen, wenige Läden und nur vereinzelnd auch einige Menschen auf der Straße. Die Versorgungslage ist trotzdem nicht schlecht: zu Fuß kann man zwei Supermärkte und mehrere Restaurants erreichen. Die Marina ist in gutem Zustand, es gibt breite Stege und erfreulich schöne Duschen.
Uns gefallen die sauberen, schattigen Fußwege, die dafür sorgen, dass wir trotz der Hitze Bewegung bekommen. Und eine Überraschung gibt es auch noch. Am Ende des unscheinbaren Fußwegs entlang der Marina gibt es einen Springbrunnen, der nachts bunt erleuchtet unterschiedliche Choreografien zu Musik tanzt. Wirklich hübsch.
Wir freuen uns nette Segler (wieder-) zutreffen und verbringen lustige Abende in den umliegenden Restaurants, bei denen das Topthema die Reiseroute in der nächsten Saison ist. Rotes Meer oder das Kap der Guten Hoffnung? Uns zieht es noch einmal auf die Südhalbkugel und wir sind sehr gespannt wen wir dort wieder treffen werden.
Mir gefallen auch unsere tierischen Nachbarn sehr. In der Marina gibt es viele Warane, die unter, zwischen und auf den Stegen unterwegs sind. Das kuschelnde Pärchen haben wir gleich am ersten Tag entdeckt. Wer hätte gedacht, dass Warane so romantisch sind?
Die Geschichte mit der Ikea-Tüte hätte ich nicht erzählt, wenn sie nicht so ein glückliches Ende genommen hätte. Auf dem Rückweg zum Boot haben wir einen kleinen Stopp bei Ikea eingelegt und ein wenig Kleinkram wie Frühstücksbrettchen, Plastikdosen und Tüten gekauft. Dann sind wir in den Bus gestiegen, der uns über die Grenze nach Malaysia gebracht hat. Als wir am malaiischen Immigration-Schalter stehen, stelle ich fest, dass ich meine Ikea-Tüte im Bus habe stehen lassen. Die Einkäufe sind mit mir aus Singapur ausgereist und dann habe ich sie sozusagen im Nichts zwischen Singapur und Malaysia im Bus stehen lassen. Ich ärgere mich sehr über mich selbst. Als wir an der Bushaltestelle ankommen, ist der Bus schon weg. Weil ich nicht damit aufhören kann mich zu ärgern, schreibe ich eine Mail an die Busgesellschaft und rechne nicht damit jemals wieder von meinen Einkäufen zuhören. Zwei Tage später bekomme ich eine sehr nette Mail, meine Tasche sei gefunden worden, wann ich sie im Büro abholen wolle. Eine 30-minütige Taxifahrt (für 6 €) bringt uns zum Büro der Busgesellschaft in Johor Bahru, wo wir die Tasche entgegennehmen. Der Fahrer fährt nicht weg, bevor wir im Gebäude verschwunden sind, er kann sich einfach nicht vorstellen, was Touristen im Industriegebiet wollen, auch wenn wir mehrfach versichert haben, dass es sich um die richtige Adresse handelt. Der Fahrer auf dem Rückweg ist ebenfalls sehr nett und berichtet uns von seiner Arbeit als Gefängniswärter in Singapur. Unter den Insassen waren auch einige Piraten. Er beruhigt uns, auf unserer Route brauchen wir keine Angst vor Piraten zu haben.
Vielleicht stand der Aufwand die Tasche wiederzubekommen in keinem Verhältnis zum Warenwert, die vielen netten Begegnungen, waren den ungewöhnlichen Ausflug aber auf jeden Fall wert.



