Duschen in Nongsa Point und eine unschöne Passage der Singapore Strait

Zwei unspektakuläre Tagesfahren bringen uns in den Norden Batams in die Nongsa Point Marina. Nur die Wahl des letzten Ankerplatzes fällt nicht leicht. Den ersten Platz testen wir eine halbe Stunde und fühlen uns dann doch unwohl, der Grund steigt sehr steil an. Wir holen den Anker wieder auf und segeln (wir haben tatsächlich Wind!) noch fünf Meilen weiter. Dieser Platz gefällt uns besser, auch wenn der Nachbar auf seiner Pfahl-Fischerhütte einen Generator betreibt, der fast die ganze Nacht läuft. Morgens schwimmen wir noch einmal ums Boot, wer weiß wann es wieder so gute Badebedingungen gibt.
In der Nongsa Point Marina entsalzen wir uns und unsere Marisol. Nicht nur unsere Kleidung, auch Bettwäsche, Polsterbezüge und Vorhänge wandern in die Waschmaschine. Endlich ist es unter Deck nicht mehr klamm und salzig. Der Dusche habe ich seit Wochen entgegengefiebert. Die letzte Dusche gab es in Cairns! Auf Lombok in der Marina del Ray kam so wenig Wasser aus der Dusche, dass sie nicht mitgezählt werden kann. In Belitung war ich nach dem Schnorcheln in eine Öllache geraten. Ein Fischerboot hatte seine Bilge gelenzt. Es hat einige Haarwäschen gedauert, bis meine Haare nicht mehr nach Motoröl rochen. Durch dieses Erlebnis wurden meine Duschträume befeuert.
Das Essen im Restaurant der Resort Anlage zu dem die Marina gehört ist sehr gut. Wir unternehmen lediglich einige Spaziergänge durch die weitläufige aber sehr wenig belegte Hotelanlage, sonst sehen wir nichts von der Umgebung. Der Hauptort ist 30 Taxi-Minuten entfernt. Nach drei Tagen klarieren wir aus, bzw. die Marina kümmert sich um die Papiere, gelegentliches Nachhaken bewährt sich dennoch. Der Mitarbeiter von Immigration überreicht uns unsere Pässe und macht ein Foto von uns und dem Boot. Das war es schon.

Am nächsten Morgen (Mittwoch, 18. Oktober) stehen wir früh auf, trinken Kaffee und warten darauf, dass es richtig hell wird. Zwar liegt nur eine Tagesetappe vor uns, doch dies ist eine ganz besondere. Wir passieren Singapur, queren das Verkehrstrennungsgebiet (vergleichbar mit einer Autobahn mit Grünstreifen in der Mitte) einer der meistbefahrensten Schifffahrtstrassen der Welt und die verschiedenen Hafeneinfahrten nach Singapur. Hier spürt man den Puls des globalen Handels mit den riesigen Containerfrachtern, den Gas- und Öltankern sowie den Massengutfrachtern (Bulkies).
Der Tag beginnt friedlich. Die Sonne scheint, der Flutstrom schiebt uns mächtig voran. Wir müssen zwei Schleppverbänden ausweichen und passieren viele Ankerlieger. Sie warten darauf, dass ihr Liegeplatz frei wird oder sie neue Aufträge bekommen. Wir durchfahren eine schmale Enge zwischen einer Insel und einem Riff, das war vielleicht keine so gute Idee. Hier strömt es gewaltig, aber nur kurz, dann sind wir schon durch.
Das Queren des Verkehrstrennungsgebiets ist gar nicht so schlimm. An der Stelle, an der wir auf die andere Seite fahren ist es recht schmal und wir können die großen Schiffe gut sehen. Wir kommen heil auf die andere Seite. Leider wird nun das Wetter schlechter. Die hochaufgetürmten, schwarzen Wolken kündigen ein Gewitter an. Es donnert und blitzt, es regnet, so dass wir kaum noch etwas sehen können und im Gewitter stecken starke Böen. Wir halten uns zwischen dem Verkehrstrennungsgebiet und der Grenze des Singapurer Hafens, mittlerweile fährt ein Schiff der Singapurer Polizei neben uns her und passt auf, dass wir der Hafengrenze nicht zu nahe kommen. Wir werden sogar angefunkt und darauf aufmerksam gemacht, dass wir nicht über die Hafengrenze fahren dürfen. Nobbi behält unter Deck Radar und AIS im Blick, ich steuere. Die ganz großen Schiffe fahren dort, wo wir sie erwarten, doch einige kleine Schleppverbände haben kein AIS, genau wie die Polizeiboote. Das zweite Gewitter was wenig später über uns herein bricht ist noch schlimmer als das erste. Es ist genau über uns, wir fühlen das Donnern im ganzen Körper, die Böen, die das Gewitter vor sich hertreibt, erreichen 35 bis 40 Knoten, 8 Windstärken. Zum Glück haben wir kein Segel oben. Der Blitz schlägt neben uns ein. Schließlich beginnt ein heftiger Schauer, wir sehen nun fast nichts mehr, ich versuche Mari irgendwie auf Kurs zu halten und den großen Schiffen nicht zu nahe zu kommen. Spaß macht das schon lange nicht mehr. Tatsächlich habe ich richtig Angst, aber da müssen wir nun durch. Dies ist nicht unser erstes Gewitter, aber das schlimmste und ein sehr ungünstiger Zeitpunkt. Der Regen wird vom Wind voran gepeitscht und schmerzt im Gesicht, klatschnass sind wir beide schon lange. Mitten in diesen Wassermassen entdecken wir einen Schlepper und weiteres Polizeiboot, kommen aber beiden nicht zu nahe. Als wir schließlich auf der Straße von Johor, der Wasserstraße, die Singapur und die malaysische Halbinsel voneinander trennt, unterwegs sind, trifft uns das dritte Gewitter. Jetzt ist das auch egal, hier ist kein Verkehr mehr, abgesehen von den Booten der Singapurer Polizei. Seit wir auf die Singapurer Seite gewechselt haben, ist immer mindestens ein Polizeiboot in Sichtweite, meistens fährt eins direkt neben uns her.
Am späten Nachmittag erreichen wir Puteri Harbour, eine geschützte Marina auf der malaysischen Seite. Einklarieren können wir noch nicht, essen gehen dürfen wir aber trotzdem. Sehr sympathisch. Wir stoßen darauf an, dass wir Singapur erreicht haben (auch wenn wir uns für die malaysische Seite entschieden haben). So gerne wollte ich meine Lieblingsschwester mit dem Boot besuchen, dass wir nun tatsächlich hier sind rührt mich mehr, als ich gedacht hätte.
Und wir stoßen auf das Ende dieser ereignisreichen und anstrengenden Segel-Saison an, denn für uns endet die Segelsaison vorerst hier. Marisol wird einige Wochen in diesem Hafen liegen bleiben, während wir auf Landreise gehen.

Die nächsten, sehr heißen Tage, verbringen wir damit unsere Segel abzuschlagen, trocken zusammen zu rollen und unter Deck zu bringen, den Wassermacher zu konservieren, die Logge zu ziehen und lauter Dinge von Deck abzubauen, zu reinigen und zu verstauen, da wir sie in den nächsten Wochen nicht brauchen.

Ein großer Tanker – zum Glück am Anker.
Ein indonesisches Marineschiff kreuzt unseren Weg.
Mehr Strömung als gedacht in dieser Enge
Hinter dem geht’s rüber.
Die berühmte Skyline im Dunst
Die Singapurer Polizei bewacht uns
Dunkle Wolken über den Werften.
15.000 t – das ist ein starker Kran