Wo die Drachen wohnen – schöne Tage im Komodo Nationalpark

Die Überfahrt von Kupang war mal wieder sehr wechselhaft, kein Wind, viel Wind, Schüttel-Wellen, schiebender Strom, kein Strom. Zeitweise war es sehr rau, aber wir hatten aber auch einige Stunden traumhaftes Segeln. Falls es gepasst hätte, wären wir die Insel Sumba angelaufen, da kamen wir jedoch im Dunkeln vorbei und entschieden uns gleich weiter zu segeln.
Am Morgen des 3. Tages verlangsamen wir unsere Fahrt etwas, um erst nach Sonnenaufgang im Komodo Nationalpark anzukommen. Im Nationalpark liegen zwei große und viele kleine Inseln und er ist die Heimat des Komodowarans, den es nur hier gibt.

Komodowarane gehören zu den größten Echsen. Männchen werden 3m lang und bis zu 70 kg schwer, die Weibchen sind kleiner. Während die Jungtiere hauptsächlich auf Bäumen leben und Insekten fressen, ernähren die erwachsenen Tiere sich von großen Tieren wie Hirschen, Schweinen, Büffeln und Pferden. Komodowarane sind die einzigen Warane, die sich auf so große Beutetiere spezialisiert haben. Bei ihrem Biss injizieren sie ein Gift, das die Blutgerinnung inhibiert, außerdem übertragen sie einen Bakteriencocktail. Die gebissene Beute lebt oft noch tagelang bis sie verendet. Aas wird auch gerne gefressen. Wenn der Kollege also den Büffel beißt, ist der Waran nicht abgeneigt diesen dann zu verputzen, wenn er ihn gerochen hat. Das können sie nämlich sehr gut. Über mehrere Kilometer können Warane Blut oder Aas riechen.
Die Warane werden regelmäßig gefangen, gechippt, vermessen und gewogen, so weiß man ziemlich genau wie viele Warane auf Komodo, Rinca und Padar leben. Es soll auch noch Warane in manchen Gebieten von Flores geben, dort gibt es aber keine Zahlen und sie sind wohl sehr selten geworden.

Wir entscheiden uns für eine Ankerbucht in Rinca (gesprochen Rindscha). Die Bucht ist umgeben von kargen, braunen, schroffen Bergen. Vor unserm Bug liegt auf der einen Seite ein dunkler Strand, auf der anderen ein weißer. An den Hängen wachsen kleine Büsche, einige Palmen und trockene Gräser. Diese abweisende Landschaft bietet eine traumhafte Kulisse und ist die Heimat zahlreicher Tiere. Affen suchen bei Niedrigwasser im Schlick nach Nahrung, ein Hirsch trabt über den Strand und zeigt sich später oberhalb unseres Ankerplatzes am Hang, Adler kreisen über der Bucht und auch die berühmten Warane zeigen sich. Morgens und nachmittags können wir sie am Strand entdecken. Beeindruckend diese Urzeitviecher. Auch unter Wasser ist viel los. Die Fische springen, Tintenfische verstecken sich unter Mari und abends kommen Delfine in die Bucht.
Weil es so schön ist bleiben wir. Stundenlang sitzen wir mit dem Fernglas an Deck und beobachten Tiere, wir baden und genießen den ruhigsten Ankerplatz seit Wochen.

Das reiche marine Leben verdanken wir hier nicht zuletzt der ordentlichen Strömung, die für den Wasseraustausch zwischen den Inseln sorgt. Nur wann strömt es in welche Richtung? Die Hauptrichtung ist nach Süden zwischen den Inseln durch. Zusätzlich ist die Strömung auch tidenabhängig. Unsere Infos widersprechen sich. Nach ein bisschen Rechnerei (wir haben Angaben für die man zunächst den Meridiandurchgang des Mondes berechnen muss) einigen wir uns darauf, dass es bei Flut nach Norden strömt.
Am nächsten Morgen fahren wir zeitig los. An der Südspitze von Padar treffen wir auf einen nicht endenden Strom von Pinisis. Diese traditionellen Segelschiffe, die als Tauchreiseschiffe unterwegs sind, wechseln morgens den Platz. Sie bleiben dicht unter Land und schlängeln sich zwischen den vorgelagerten Felsen und Inseln hindurch. Dann machen wir das auch so. Wir reihen uns ein. Das ist ein wenig aufregend und funktioniert super. Die Kapitäne der großen Holzschiffe sind nett und rücksichtsvoll. Man zeigt uns den Weg und alle winken. Die meisten Tauchschiffe bleiben bei Padar, wir fahren hinüber nach Komodo.
Nach kurzer Suche, es ist einfach überall sehr tief, finden wir einen schönen Ankerplatz und frühstücken. Später kommen Souvenirverkäufer mit ihrem Boot vorbei, natürlich kaufen wir einen geschnitzten Waran. Nobbi handelt sie auf einen Drittel des Preises runter und alle sind sehr zufrieden. Der Tag vergeht mit ausgiebigem Baden und Tierbeobachtungen, eine Rotte großer schwarzer Schweine, ist bei Niedrigwasser im Schlick unterwegs und wieder haben wir Delfinbesuch.
Am nächsten Morgen geht es zurück nach Rinca. Wieder starten wir vor dem Frühstück. Das Timing stimmt, der Strom schiebt uns sanft und wir kommen gut voran. Wir ankern dicht vor der Station des Nationalparks. Wir wollen uns die Warane aus der Nähe ansehen. Tatsächlich sind wir positiv überrascht. Das Informationszentrum ist modern und schön gestaltet und der Guide, mit dem wir eine kleine Wanderung unternehmen, kennt sich gut aus und beantwortet alle unsere Fragen. Neben Waranen verschiedener Größe sehen wir auch Wasserbüffel, Affen und sogar wilde Pferde.
Am späten Nachmittag wird es voll in der Ankerbucht, aber gegen Abend fahren fast alle anderen Boot weg und wir verbringen eine ruhige Nacht vor Anker. Am nächsten Morgen treffen die ersten Boote schon vor sieben ein, wir beobachten das Gewusel beim Frühstück und machen uns dann auf den Weg nach Labuan Bajo. Unterwegs nimmt der Müll im Wasser besonders in der Nähe der Dörfer zu, das überrascht uns nicht, stimmt uns aber trotzdem traurig. Für Glücksgefühle sorgen Delfine und die Sichtung eines Mantas.