Wer sich mit Osttimor beschäftigt, kommt am blutigen Weg in die Unabhängigkeit nicht vorbei. Wir besuchen das „Museo da Resistência“, das Osttimors Weg in die Unabhängigkeit beschreibt. Hier gibt’s eine kleine Zusammenfassung, die Geschichte ist natürlich sehr viel komplizierter.
Die ersten Menschen lebten schon vor etwa 40.000 Jahren auf Timor. Als die Europäer im 16. Jahrhundert hier auftauchten gab es eine Vielzahl kleiner Reiche. Im 18. Jahrhundert kämpften vor allem Portugal und die Niederlande um die Vorherrschaft. Nachdem Portugal einige Inseln an die Niederländer verloren hatten und ihnen auch den Westteil der Insel überlassen musste, behaupteten sie sich im Ostteil Timors und machten schließlich Dili zur Hauptstadt der Kolonie. Das Hauptinteresse lag auf dem Gewinn von Sandelholz und später Kaffee. Im zweiten Weltkrieg wurde Osttimor trotz Portugals Neutralität von den Japanern besetzt. Im folgenden Guerillakrieg starben schätzungsweise 50.000 Menschen. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Indonesien unabhängig von den Niederlanden, während Osttimor portugiesisch blieb.
In den 1970 Jahren hat Portugal genug eigene Probleme, mit der Nelkenrevolution geht 1974 die Diktatur zu Ende. Osttimor hat etwa den Status einer vergessenen, ausgebeuteten Kolonie am Rande der Welt. In Portugal wird 1975 ein Gesetz verabschiedet, das beinhaltet, dass Osttimor dekolonialisiert werden soll. In Osttimor beginnt ein Bürgerkrieg zwischen den beiden größten Parteien. Die FRETILIN siegt und ruft die Unabhängigkeit aus, doch dann greift Indonesien zu. Durchaus mit Duldung durch US-Amerikaner und Australier, die auf eine schnelle Herstellung geordneter Verhältnisse hoffen.
Es beginnt eine grausame indonesische Besatzungszeit. Bis 1979 wird ein Viertel bis ein Drittel der Bevölkerung getötet, direkt oder durch Hunger. Auch in den folgenden Jahren kommt es immer wieder zu Deportationen, Ermordung von Führungspersonen der Unabhängigkeitsbewegung, getöteten Journalisten und 1991 zum Santa Cruz Massaker.
Nachdem der Konflikt lange kaum ins Bewusstsein der Weltöffentlichkeit dringt, setzen sich vor allem Portugal und Australien für die Unabhängigkeit Osttimors ein. Schließlich gibt es 1999 ein Referendum, bei dem sich 80 % der Bevölkerung für die Unabhängigkeit ausspricht. Daraufhin kommt es noch mal zum Aufflammen der Gewalt durch Milizen und die indonesische Armee. Nun wird von der UN eine Friedenstruppe entsandt und der Konflikt beendet. Am 20. Mai 2002 wird Osttimor unabhängig.
Das Museum ist modern und den gesamten Text gibt es auf Portugiesisch, Tetum und Englisch. Wir haben viel gelernt und nun Appetit auf leichtere touristische Inhalte.
Tais heißen die traditionellen gewebten Stoffe. Es gibt sie in unzähligen Mustern, viele sind sehr schön bunt und in der Regel sind sie aus Baumwolle. Die gesamte Produktion vom Spinnen übers Färben bis zum Weben erfolgt normalerweise innerhalb der Familie. Die Stoffe werden als Kleidungsstücke getragen, aber haben auch kulturelle Funktionen, dienen als Mitgift, Geschenk und heute als Souvenir. Hier in Dili gibt es einen eigenen Tais Market. Wir sind die einzigen Besucher, was ein wenig beklemmend ist. Die Verkäufer warten auf Kundschaft, spielen Karten und lassen ihre Hähne kämpfen. Auch auf Marisol gibt es nun einen Tais.

Im Tourismusbüro haben wir Postkarten bekommen und brauchen nun Briefmarken. Wir laufen zur Post und denken zunächst, dass wir vergebens gekommen sind, es scheint geschlossen zu sein. Doch dann entdecken wir die beiden Mitarbeiterinnen. Die beiden kümmern sich rührend um uns. Unsere Briefmarken werden liebevoll mit Uhu auf die Karten geklebt, dann werden sie gestempelt. Sie schenken uns jedem eine Flasche Wasser und freuen sich als wir fragen, ob wir ein Foto machen dürfen. Auf dem Weg zur Post entdecken wir einen Chinesischen Tempel, den wir uns ansehen dürfen.


Der öffentliche Nahverkehr ist mit sogenannten Mikrolets, Minibussen, organisiert. Sie fahren auf zwölf festgelegten Routen. Man winkt sie ran, wenn man einsteigen möchte und klopft mit einer Münze an den Handlauf, wenn man aussteigen möchte. Das System ist einfach, günstig (eine Fahrt kostet 25 Cent) und sehr effektiv. Gestern waren wir 17 Fahrgäste plus Fahrer, sehr kuschelig. Uns macht es Spaß mit den kleinen Bussen zu fahren und wir nutzen sie unter anderem, um zu der Landspitze zu kommen, auf der die Christus-Statue steht. Diese ist nach der in Rio die zweitgrößte der Welt und wurde 1996 aufgestellt. Viele Stufen führen nach oben an den Fuß der Statue „Cristo Rei do Dili“, belohnt werden wir mit dem Ausblick auf die Stadt und schöne Strände.









