In fünf Etappen zur Torres Straße

Wir liegen bei Horn Island vor Anker und haben damit die Nordspitze Australiens erreicht. Von Night Island sind wir noch fünf weitere Etappen gesegelt.
Eine sportliche Etappe nach Portland Road forderte uns. Morgens dachten wir zunächst wir hätten einen schweren Fehler gemacht unseren Platz in Night Island aufzugeben, viel Wind und die steile Welle von der Seite machten den Start sehr rau. Nach 2h wurde es ruhiger und wir haben die 40 Meilen zum nächsten Ankerplatz schnell bewältigt. Hier sahen wir mal wieder eine andere Yacht, einen Motor-Kat, den wir schon aus Lizard kannten und der genau wie wir furchtbar im Schwell rollte.
Am nächsten Tag ging es in die Margaret Bay hinter Cape Grenville. Wieder ein flotter Segeltag, schnelle 45 Meilen. Immer wieder wundern wir uns über die hohen steilen Wellen, die sich schnell aufbauen, also kein Wellnesssegeln. Aber tolles Wetter. Kurz vorm Ankerplatz segeln wir zwischen den Home Islands hindurch, eine schöne Passage zwischen sandigen Trauminseln. Später finden wir hier heraus, dass wir hier ein Anwesen auf einem privaten Eiland pachten könnten, entscheiden uns aber dagegen. Am Ankerplatz beobachten wir Delfine, die im nur 4m tiefen Wasser jagen und eine Luxusyacht, die diesen Platz mit uns teilt.
Um die nächste Etappe etwas zu verkürzen ziehen wir am nächsten Morgen in die Shelbourne Bay um. Nur 10 Meilenliegen vor uns, das Wetter scheint ruhig und sonnig, wir freuen uns auf einen kurzen Tag und einen entspannten Nachmittag. Mal wieder haben wir uns getäuscht. Die kurze Etappe ist extrem rau und der neue Ankerplatz sehr flach, wir haben inzwischen Springzeit, die Niedrigwasser sind besonders niedrig und wir trauen uns nicht so weit ins flache Wasser, dass wir wirklich geschützt liegen. Einen Meter Wasser wollen wir gerne unter dem Kiel haben, da sich in der flachen Bucht richtiger Seegang entwickelt hat. Nachmittags reparieren wir bei satten 6 Bft unser Bimini und werden fast weggeweht. Der Sonnenschutz ist wichtig und wir wollen nicht riskieren, dass die Naht noch weiter reißt. Wir schlafen besser als erwartet, allerdings nur kurz. Um halb zwei klingelt der Wecker, eine lange Etappe liegt vor uns. Nach einer aufmunternden Tasse Kaffee geht es um zwei Uhr los. Im Mondlicht setzen wir Segel, der Seegang hat sich beruhigt und wir segeln Tee trinkend in den frühen Morgen. Bald begleiten uns Delfine. Wir freuen uns sehr, hier haben wir viele Delfine gesehen, aber sie wollten uns, anders als in anderen Gebieten, nie begleiten. Ein wenig müde genießen wir den Segeltag und freuen uns darüber, dass unser Zeitplan aufgeht. Wir wollen durch die Albany Passage fahren und bei Niedrigwasser vor der Einfahrt stehen, so dass die einsetzende Flut uns durch die 2 Meilen lange Enge trägt. Trotz perfektem Zeitplan steht das Wasser in der Durchfahrt leider nicht still. Wir fahren schließlich gegen 2 Knoten Strom und kabbeliger Welle durch die Passage und beobachten, dass der Strom erst 2 Stunden später kentert. Nach 80 Meilen sind wir müde, etwas genervt und haben beide Kopfweh. Unsere Stimmung steigt gewaltig, als der Ankerplatz in der Shallow Bay direkt nach der Enge sich als schwellfrei und windstill entpuppt. Damit hatten wir nicht mehr gerechnet. Neerströme drehen Mari gelegentlich in die eine oder andere Richtung. Wir schlafen zehn Stunden und sind dann bereit für die letzte Tagesetappe.
Der Strom schiebt uns flott auf Horn Island zu, die Sonne scheint und das Wasser hat wieder diese ganz besondere Farbe, irgendwo zwischen türkis und jadefarben, leicht milchig leuchtet es. Wolken lassen es petrol bis dunkelblau werden. Cape York, die Nordspitze des australischen Festlands, ist eine harmlose Landspitze. Etliche Schildkröten sehen wir an diesem Vormittag und immer wieder umkreisen uns Tölpel. Dank des schiebenden Stroms sind wir schnell am Ziel. Die Beamten von der Border Force Police umkreisen uns mit einem Boot, machen ein Foto von uns und winken. Wir werden gut bewacht. Am Ankerplatz liegen ein paar Yachten, einige Arbeitsschiffe und ein paar heruntergekommene Wohnschiffe. Wir suchen uns einen Platz mit genügend Schwoi-Raum. Der Strom dreht die Schiffe alle sechs Stunden herum und oft liegen die Schiffe quer zum frischen Wind.

Von Cairns bis Horn Island haben wir 518 Meilen in 13 Tagesetappen und zweieinhalb Wochen zurückgelegt. Nun liegen wir in der Torres Strait, der Meerenge zwischen Papua und Australien, hier haben wir nicht nur das Great Barrier Reef, sondern auch den Pazifik verlassen. Der Abschied vom Pazifik, dem Ozean der Träume, fällt ein klein wenig schwer und doch freuen wir uns sehr auf einen neuen Ozean und einen neuen Kontinent.

Übrigens, die letzten Einträge habe ich um Fotos ergänzt.