Samstag 22. bis Mittwoch 26. Juli
Krokodil-Witze haben Hochkonjunktur an Bord. Bei jedem Baumstamm der vorbeitreibt, vermuten wir, dass sich ein Croc darunter versteckt, und Nobbi fragt mich, ob ich lieber eine Handtasche oder Schuhe haben moechte. Wir sind an unserem Ankerplatz angekommen, ich sitze im Cockpit und suche mit dem Fernglas den Strand ab. Gerade will ich Nobbi von dem Baumstamm erzaehlen, der aussieht wie ein Krokodil, da sehe ich es. Unser erstes Croc. Dieses Urzeitwesen mit seinem langen Schwanz. Es liegt am Ufer, gerade soweit, dass es nicht nass wird. Es ist bestimmt 4m lang. Nobbi bietet an, sich zum Groessenvergleich daneben zulegen, macht dann aber doch einen Rueckzieher, als ich ihn frage, ob er sofort rueber schwimmen moechte.
An unserem letzten Ankerplatz hatten wir morgens schon Krokodilspuren gesehen, aber leider nicht die Tiere dazu. Wir beobachten es stundenlang, auch wenn es ein ziemlich langweiliges Tier zum Beobachten ist, es macht ja nichts. Es liegt einfach nur herum. Als die Sonne untergeht ist es noch da, am naechsten Morgen ist es weg.
Die Tage sind abwechslungsreich und ueberraschend verschieden. Einen tollen Segeltag erleben wir von Lizard nach Howick. Das Wasser ist tuerkis, die Sonne scheint, wir sind flott unterwegs und das Segeln macht Spass. Ausserdem sehen wir ganz viele Tiere. Wale (Minkwale?), immer wieder Delfine, einen Hai und Duzende Schildkroeten. Der naechste Tag ist fast windstill, wir motoren die ganze Strecke (ueber 50 Meilen) bis zum naechsten Ankerplatz bei Stanley Island und sehen nicht einen einzigen Meeresbewohner, obwohl das Wasser ganz glatt ist. Dafuer sehen wir gleich zwei Schiffe, zwei Viehtransporter, die sich auf unserer Hoehe begegnen.
Unsere naechste Etappe beginnt unangenehm, der Wind hat auf Suedwest gedreht und steht ploetzlich auf den Ankerplatz, wir segeln zunaechst auf Am-Wind-Kurs und nicht nur das Schiff wird komplett eingesalzen. Wie sehen zwei Fischkutter und werden von der ABF, der Australien Borderforce, ueberflogen. Das Flugzeug fliegt dicht ueber uns und blinkt uns an, dann werden wir ueber Funk gerufen. Nobbi gibt Auskunft, woher, wohin, wie wir heissen, welcher Heimathafen und schon sind sie wieder weg.
Auf der Strecke zwischen Fife und Night Island sehen wir zwei Motoryachten, eine ueberholt uns, eine kommt uns entgegen. Und die Fische springen. Immer wieder. Fische von bis zu einem Meter Groesse springen Meter hoch aus dem Wasser, gerne wuerden wir den Jaeger sehen.
Zunaechst haben wir deutlich weniger Wind als erwartet. Es gibt mal wieder eine Starkwindwarnung. Davon merken wir nichts, wir reffen aus und sind trotzdem langsamer als erhofft, zum Teil kommen wir nur mit 4 Knoten voran. Als wir ihn nicht mehr gebrauchen koennen, kommt der Wind schliesslich doch noch. Auf den letzten Meilen werden wir sehr schnell und bergen die Segel bei hohem Seegang.
Insgesamt ist es wechselhafter als gedacht und regnet ueberraschend viel, meistens zum Glueck nachts. Die Planung ist etwas schwierig. Mal haben wir viel weniger Wind als gedacht, mal kommt er aus einer ueberraschenden Richtung. In der Stokes Bay in Stanley Island dachten wir, wir laegen gut geschuetzt, ob es nun weht oder nicht. Um vier Uhr morgens ist es windstill und wir freuen uns ueber den grandiosen Sternenhimmel. Eine gute Stunde spaeter werden wir vom Seegang wach, der Wind hat auf Suedwest gedreht und weht nun in die Bucht was uns zu beschleunigtem Aufbruch motiviert. Am gleichen Abend ankern wir hinter Fife Island, wir haben erst eine Stunde geschlafen, da nimmt der Wind zu, aus Ost-Nord-Ost. Wir haben gerade so eben noch etwas Schutz, mehr Wind sollte es nicht werden. Nach zwei Stunden dreht der Wind auf Suedost, wir liegen wieder ganz ruhig und schlafen wunderbar.
Die Ankerplaetze an den Inseln und Inselchen sind ganz verschieden und alle schoen. Der Ankergrund war bisher ueberall super, der Anker beisst in den Grund sobald er Gelegenheit dazu hat. Howick Island ist flach und dicht mit Mangroven bewachsen, hat einen Riffsaum und wird von Pelikanen bewohnt. Wir sehen 5 Leuchtfeuer vom Ankerplatz, aber kein einziges Schiff.
Die Inseln der Flinders Group, wo wir in der Stokes Bay von Stanley Island ankern, sind hoch, der hoechste Berg ueber 300m. Die Windseite der Inseln ist felsig und hat schroffe Klippen. Unsere Bucht hat einen weissen Strand mit einigen Steinplatten und ist dicht bewaldet.
Ganz anders sieht Fife Island aus, das kleine sandige Eiland liegt auf einem grossen Riff und hebt sich nur ganz knapp ueber die Meeresoberflaeche. Einige karge Straeucher haben hier Fuss gefasst und eine einzelne Kokospalme waechst mitten auf der Insel. Hier leben tausende Voegel, Moewen, Reiher und grosse Greifvoegel (Adler?). Eine lange Sandbank saeumt das grosse Riff und bietet uns einen geschuetzten Ankerplatz.
Night Island ist eine schmale, lange, Mangroven bestandene Insel, nur an der Nordwestseite gibt es ein paar Meter weissen Sandstrand und genau hier lag das Krokodil in der Sonne. Auch hier wohnen viele Voegel. Wir sehen bunte Papageien, die zu ihren Schlafbaeumen fliegen, viele Ibisse und tausende kleiner Schwalben.
Das Australische Festland an dem wir entlang segeln liegt meist im Dunst oder ist wolkenverhangen. Oft sehen wir nur die Silhouetten der Berge. Am Cape Melville kommen wir der Kueste ganz nah und koennen uns das Kap aus der Naehe ansehen. Es sieht aus, als waeren Kiesel hoch aufgestapelt worden. Nur, dass die Korngroesse bei ueber 10m liegt. Lauter grosse Granitbrocken tuermen sich zu hohen Bergen auf.
Heute Morgen haben wir beschlossen, noch einen Tag hier vor Night Island liegenzubleiben. Es gibt Broetchen zum Fruehstueck, wir waschen Waesche, putzen ein bisschen an unserer Mari herum, Nobbi wechselt den Zahnriemen am Wassermacher und ich backe einen Apfelkuchen. Immer wieder suchen wir mit dem Fernglas den Strand ab, ob unser Croc zurueckkommt? Bei Sonnenuntergang ist es so weit. Gleich zwei grosse Krokodile sind im flachen Wasser unterwegs. Wir beobachten sie bis es dunkel ist und wir sie nicht mehr erkennen koennen.









