Der Dreiviertel-Mond malt eine silberne Straße auf den Ozean und sie führt geradewegs nach Australien. In den letzten Stunden der Nacht, wenn der Mond im Westen untergegangen ist, haben wir Gelegenheit den grandiosen Sternenhimmel zu bestaunen. Zur Wachübergabe gehören jetzt die wirklich wichtigen Infos: Jupiter ist noch zusehen, Antares im Skorpion leuchtet gelb an Backbord.
Die vorletzte Nacht auf See ist so schön, dass wir kurz überlegen abzudrehen und gleich bis zur Torresstraße durchzufahren, entscheiden uns dann aber doch für Cairns.
Wir fahren ganz langsam, wir wollen am liebsten früh morgens ankommen. Im Dunkeln dürfen wir nicht in die Marina und der Ankerplatz gilt als nicht so ganz einfach, das ist im Hellen auch besser. Also reffen wir nicht aus und freuen uns, wenn wir nicht so flott sind. Am späten Nachmittag sichtet Nobbi schließlich Australien. Bei Sonnenuntergang sind wir noch außerhalb des Riffs und ich gehe ins Bett, weiß ich doch, dass es eine lange Nacht werden wird. Um neun wache ich auf, Nobbi hat inzwischen das Leuchtfeuer der Durchfahrt gefunden. Hier steigt der Meeresgrund stark an, von 1000m auf etwa 60. Bei schlechtem Wetter sicher unangenehm oder auch gefährlich, heute merken wir es nur daran, dass das Echolot wieder etwas anzeigt. Ich übernehme das Ruder, eigentlich wollten wir die Maschine starten, wenn wir ins Great Barrier Reef einfahren, aber das Wetter ist ruhig und wir können segeln. Ganz hoch am Wind schleichen wir uns in die breite Durchfahrt. Nobbi meldet uns bei Cairns VTS, der Verkehrszentrale, an. Dort hat man unser AIS schon gesehen. Nun darf Nobbi noch ein bisschen in die Koje und ich genieße die ruhige Nacht. Mit jeder noch so kleinen Böe erkämpfe ich mir etwas Höhe, der Ehrgeiz ist geweckt, nun wollen wir ganz bis zum Ende segeln. Um eins steht wieder ein Kurswechsel an, Nobbi ist wieder wach und kocht erstmal Tee. Ein großes Schiff kommt vorbei, ein Schlepper überholt und der Wind schläft ein. Wir sind mit nur 2 Knoten unterwegs, aber da wir ohnehin etwas zeitig dran sind, ist das auch egal. Ganz langsam schummeln wir uns in die Trinity Bay. Es ist kalt. Kalt für die Tropen. Erstmal noch einen Tee trinken. Um vier bergen wir die Segel und schmeißen die Maschine an. Nobbi fragt bei der Verkehrszentrale ob wir in das Fahrwasser nach Cairns einfahren dürfen. Wir dürfen. Der Wind bläst genau von vorn und nimmt stetig zu. Ich ziehe zum ersten Mal auf dieser Überfahrt eine Jacke an. Der Mond ist untergegangen, es ist stockdunkel. Im Dunkeln wirkt die Fahrrinne schmal, das ist sie nicht, und sie ist sehr gut befeuert. Ein Frachter nähert sich. Wir sind entspannt, denn gerade haben wir über Funk gehört, dass die sympathische Frau von der Verkehrszentrale uns gemeldet hat. „Die Marisol ist im Fahrwasser“ „Ja, die Yacht habe ich gesehen und auch auf dem AIS“. Das beruhigt ungemein, wenn sich ein Frachter kurz vor einem ins Fahrwasser einfädelt. Das Ganze wiederholt sich kurz daran mit einer riesigen Motoryacht. Schön, wenn auf einen aufgepasst wird. Um sechs geht die Sonne auf und wir erreichen die Marina. Nobbi ruft die Marina, die Frau von der Verkehrszentrale meldet sich, ab halb sieben können wir es versuchen, noch ist da niemand. Wir drehen einen Kringel und beobachten die ganzen Motoryachten, die zum Fischen rausfahren.
Um sieben liegen wir am Steg. Ein netter Marina-Mitarbeiter hilft uns nicht nur beim Festmachen, sondern checkt uns auch gleich ein. Unglaublich nett und zuvorkommend. Wir bekommen ganz viele Infos und beim Zoll hat er auch schon angerufen. Die Mitarbeiter vom Zoll haben gute Laune und unsere Unterlagen, die wir vorher emailt hatten dabei. Wir füllen noch ein bisschen was aus und unterhalten uns. Sie übernehmen auch die Aufgaben der Immigration, leider gibt es auch hier keinen Stempel mehr in den Pass. Das ist wirklich schade. Die Arbeit unter Deck macht ein weiterer Mitarbeiter, der etwas später eintrifft, ein netter Labrador. Er schnüffelt sich durch unser Schiff auf der Suche nach Geld, Zigaretten und Drogen. Der Hund ist zufrieden mit uns und um halb neun sind wir fertig. Nun warten wir auf die Biosecurity. Wir dürfen nicht von Bord, aber einen Schritt auf den Steg trauen wir uns um den Wasserschlauch anzuschließen und in der Wartezeit das Boot vom Salz zu befreien. Mittags ist immer noch niemand da. Der hilfsbereite Marina-Mitarbeiter telefoniert für uns. Schließlich kommen zwei Herren von der Biosecurity, die uns vom Steg aus befragen z.B. ob unterwegs jemand gestorben oder erkrankt ist. Wir bekommen einen kleinen Zettel als Bestätigung, dürfen nun die gelbe Q-Flagge einholen und von Bord gehen. Sonst darf noch nichts, vor allem nicht der Müll, das Boot verlassen, die Inspektion steht noch aus, wann diese stattfindet ist unklar.

Wir sind müde, wenig verwunderlich nach der Nacht. Erst jetzt stelle ich fest, dass ich von abends um neun bis am nächsten Morgen um halb sieben von Hand gesteuert habe. Kein Wunder, dass ich ein bisschen „Schulter“ habe.
Der erste Eindruck von Cairns ist super, die Stadt ist grün, extrem sauber und es herrscht ausgelassene Urlaubsstimmung. Unser erster Gang führt in den Supermarkt. Nach einem späten Mittagessen mit leckerem Körnerbrot und Tomaten! ziehen wir ein zweites Mal los. Im Shoppingcenter folgt ein Kulturschock. Nouméa war doch sehr beschaulich. Wir wollen nur eine SIM Karte kaufen und fragen im Telefonladen. Die extrem nette Mitarbeiterin erklärt uns die Tarife und schickt uns in den Supermarkt, da sie selbst keine Karten mehr hat. Wir hatten schon gesehen, dass wir die SIM Karten dort kaufen können, trotzdem hat sich der Abstecher in den Telefonladen gelohnt, ich wäre ja nie draufgekommen, dass ich Holländerin bin. Man muss sich mit seinem Pass registrieren. Von der Lady im Telefonladen wissen wir, dass das System so seine Probleme mit Dänemark und Deutschland hat, einfach deutsche Passnummer und Königreich Niederlande angeben und schon funktioniert es!
Wir freuen uns auf ein paar Tage in Cairns und dann geht es weiter nach Norden.







