Noch gut 500 Meilen nach Cairns. Der Wind kommt aus der richtigen Richtung, immer schön Südost und wir müssen nur ab und zu an der Windsteueranlage zupfen. Trotzdem ist es nicht gemütlich. Der Seegang ist garstig. Ab und zu wird es eine halbe Stunde wunderbar ruhig und gleichmäßig, kaum entspannt man sich, tauchen wieder vorwitzige, spitze, Wellen auf, die sich unvermutet direkt hinter Maris Heck brechen. Wir werden also durchgeschüttelt und sammeln blaue Flecken. Noch nie war ich an Tag 4 so seekrank und noch nie hatte ich selbst an Tag 5 einen Magen, der mich ununterbrochen daran erinnert, dass das nicht sein muss mit dem Segeln. In fast allen Fächern stecken inzwischen Küchenhandtücher um das Klappern abzustellen, der Topflappen sorgt bei den Gabeln für Ruhe. Jetzt gibt es nur noch leichte Knatschgeräusche und das Klatschen und Rauschen der Wellen.
Die Tage vergehen unaufgeregt. Schlafen, essen, lesen, Podcasts, Musik hören. An Tag sieben habe ich den sechsten Krimi begonnen, Podcastmäßig liegen diesmal BR und SWR weit vorne. Von Klassik für Klugscheißer, Expeditionsberichten und Interviews bis zu Plastikrecycling werden wir gut unterhalten und immer schlauer. Nobbi hört und singt Torfrock während er den Wassermacher bewacht. Ich komme so in den Genuss eines Konzerts und der Wassermacher wird beaufsichtigt. Wir haben Angst, dass er bei diesem Geschaukel Luft ziehen könnte. Kochen und Duschen sind Schwerstarbeit, lohnen sich aber. Frisch geduscht, mit vollem Bauch, ist man gleich etwas weniger müde.
Zum Glück gibt es auch diese wunderbaren Momente. Sternenklare Nächte, das Kreuz des Südens liegt an Backbord, an Steuerbord leuchten Venus, Mars und die schmale Mondsichel abends um die Wette, bevor sie zeitig untergehen.
Jeden Abend kommt ein Tölpel (immer der gleiche?) und versucht zu landen. Wir möchten nicht, dass er den Windsensor oder den Verklicker platt macht und blasen mit der kleinen Tröte, die wir für Brückenöffnungen und ähnliches an Bord haben. Das mag er nicht, schlägt mit den Flügeln und macht einen neuen Versuch. Er darf gerne auf dem Seezaun oder auf dem Bananaboot schlafen, konnte sich bisher aber nicht dazu entscheiden dort zu landen.
Vor einigen Tagen hatten wir nachts einen Hai im Kielwasser, er hat uns einige Zeit begleitet und ist dann abgedreht. Ein bisschen unheimlich. Ob er sich vielleicht auf den Weg zum Minerva-Riff gemacht hat? Von den Atangas haben wir gehört, dass dort ein Hai eine Seglerin vom Paddleboard gestupst hat. Zum Glück ist nichts passiert!
Morgen oder übermorgen queren wir die Schifffahrtsroute, da werden wir wohl mal ein Schiff sehen und in vier oder fünf Tagen sollten wir Australien erreichen.