Am Mittwoch scheint die Sonne. Wir entschließen uns noch einen Tag zu bleiben. Zur Feier des Tages gibt es einen Kuchen (Hefezopf mit Buchweizen und Schokostückchen). Zwei Frauen im Kanu kommen vorbei, sie verbringen fast den ganzen Tag damit am Riff zu angeln. Die Fische, die sie rausholen sind sehr klein. Wir wollen auch ans Riff, aber zum Schnorcheln. Mit dem Dinghi lassen wir uns übers Riff treiben. Wir sehen viele Fische, alle Exemplare sind sehr klein, und auch einige schöne Korallen, aber auch große Bereiche in denen alle Korallen kaputt sind. Netze und Leinen geben Auskunft was hier passiert ist und die beiden Frauen auf dem Riff führen uns vor, wie schwer es ist hier noch Fische zu angeln. Der steigende Bevölkerungsdruck in den kleinen Gemeinden ist auch eine Bedrohung für die Riffe und ihre Bewohner, zumindest für die Riffe, die so gut zugänglich sind wie die innerhalb von der großen Bucht von Port Stanley.
Eine andere Bedrohung für die Umwelt war uns bereits in der Umgebung von Port Vila aufgefallen und danach an allen Plätzen, außer auf Ambrym. Überall wächst eine Schlingpflanze. Sie überwuchert alles, Sträucher und Bäume. Es handelt sich um Merremia peltata, das Windengewächs heißt auf Bislama big lif rop und wird auch Camouflage Vine genannt. Die Geschichte zur Einführung ist so unglaublich (dumm), dass sie vermutlich stimmt. Die Amerikaner sollen sie im zweiten Weltkrieg eingeführt haben, um ihre militärischen Anlagen zu tarnen. Klappt super, alles wird getarnt. Intakte Wälder können sich gegen diesen Eindringling zur Wehr setzen, aber Bereiche in denen es einen stärkeren Einschlag gab, werden schnell überwuchert.
Wir spazieren an dem kleinen Strand der Insel Suaro, vor der wir liegen auf und ab. Eine Familie hat hier einen niedlichen Hof mit einem großen Garten. Bananen, Papaya, Kürbisse und viele andere Pflanzen wachsen zwischen und um die Hütten und natürlich gibt es auch hier viele Hühner.






Donnerstag klingelt der Wecker wieder früh. 42 Meilen sind es bis nach Luganville und der Wetterbericht verspricht wenig Wind mit kräftigen Böen, wir können also nicht abschätzen wie schnell wir unterwegs sein werden. Die dunklen Wolken motivieren uns nicht, lieber würden wir uns wieder ins Bett legen. Tatsächlich sind wir dann sehr flott unterwegs und erreichen die Insel Espirito Santo und Luganville schon um 14 Uhr. Die Ankerplatzsituation vor Luganville ist etwas schwierig, deshalb haben wir eine Boje gegenüber der Stadt, an der Küste der Insel Aore reserviert. Eine Tauchbasis hat hier vier Bojen, als wir ankommen sind alle frei. Wir liegen dicht am Strand auf 30m Wassertiefe. Als wir an der Boje anlegen regnet es und wir verstecken uns erstmal unter Deck. Nachmittags stellen wir uns bei dem Besitzer der Bojen vor und machen einen Spaziergang auf Aore. Hier ist es sehr ruhig. Aber schön.
Die folgende Nacht gehört dann leider in die Kategorie „gar nicht lustig“. Abends stellen wir fest, dass Mari sich in ihrer Boje verheddert hat, die Bojenleine hat sich um den Kiel gewickelt und Mari beginnt immer mal wieder sich auf die Seite zu legen. Wir bekommen sie zunächst nicht frei, aber dann kentert die Tide, der Druck auf die Leine lässt nach und mit vereinten Kräften können wir Mari befreien. Wir gucken einen Film und als Nobbi bereits im Bett liegt, stelle ich fest, dass die Boje wieder hinterm Kiel hängt. Nobbi steht also wieder auf. Es beginnt zu regnen. Im strömenden Regen versuchen wir unser Boot zu befreien. Schließlich paddelt Nobbi auf der Badeleiter stehend Maris Heck über die Leine, die ich anleuchte, damit wir uns orientieren können. Die Mooringleine ist einfach zu lang und sie schwimmt. An der Leine sind, zum Schutz der Korallen, Kanister als Auftriebshilfe befestigt. Eine davon ist auf etwa drei Meter Tiefe. Danach kommen noch einmal 10 m Leine bis zur Boje die auf der Wasseroberfläche liegt und dann noch ein Stropp mit einer kleinen Boje. Wenn der Tide kentert, treibt Mari über die Bojenleine, die sich dann hinterm Kiel verheddert. Wir nehmen nun ein paar Meter der Bojenleine an Deck, auch wenn das hier ausdrücklich verboten ist. Inzwischen sind wir beide klatschnass und liegen erst um halb eins in der Koje. Ich schlafe schlecht, zwischen vier und Viertel vor fünf beobachte ich wie Mari sich nun problemlos mit der kenternden Tide dreht.
Am nächsten Morgen rudern wir an Land und fragen, ob wir so liegen bleiben dürfen. Der Bojenbesitzer ist nicht besonders erstaunt oder interessiert, aber wir können so liegen bleiben.
Wir rufen uns ein Wassertaxi um nach Luganville zukommen. Die Stadt liegt gegenüber auf der Nachbarinsel. Die Strecke ist nicht nur mehr als eine Meile lang, sondern die Welle erscheint uns auch ganz sportlich. Wir hatten genug Abenteuer und haben keine Lust auf irgendwelche Katastrophen mit dem Dinghi. Danny holt uns ab und mit Lichtgeschwindigkeit (ok, fast) erreichen wir das andere Ufer. Unsere Dieselkanister schließen wir an der Tankstelle an und sehen uns die kleine Stadt an. Auf dem Markt gibt es Paprika, endlich mal wieder Gemüse, außerdem kaufen wir eine Papaya, Maracujas und Bananen. Der Supermarkt ist recht gut sortiert und wir können nicht nur unsere Biervorräte auffüllen, sondern bekommen auch Eier und eine Salami. Als wir nun auch noch die Dieselkanister gefüllt haben sind wir sehr schwer bepackt und legen eine Pause in dem kleinen Restaurant nahe der Anlegestelle ein. Die Pizza ist sehr gut und man hat einen netten Blick aufs Wasser. Auf dem Weg zum Anleger treffen wir Danny, der uns wieder in Rekordgeschwindigkeit zum Boot zurück bringt. Der Rest des Freitags fällt für mich aus, mich quält eine Migräneattacke.
Samstag steht große Wäsche auf dem Programm. Leider haben wir keine Möglichkeit gefunden unsere Wäsche waschen zu lassen, deshalb waschen wir auch unsere Bettwäsche und Handtücher per Hand. Nobbi rudert ab und zu zum Wasserhahn und füllt die Kanister, die Bettlaken nehmen wir schließlich mit zum Steg und spülen sie dort. Nachmittags schnorcheln wir im flachen Wasser. Der Korallengarten, den die Besitzer der Tauchbasis über Jahre angelegt hatten, ist beim letzten Zyklon leider zerstört worden. Trotzdem ist die Artenvielfalt bei Fischen und Korallen beeindruckend, auch wenn es sich meist um kleine Exemplare handelt. Clownfische in einer Anemone und Riesenmuscheln (Tridacta) kann man sich ansehen ohne nass zu werden, direkt vom Steg.



