Auch wenn uns der Platz bei Awei gefällt und das Baden dort sehr schön ist, ziehen wir weiter. Nur sechs Meilen sind es bis zur Gaspard Bay, unserem nächsten Stopp. Es ist grau und regnerisch, wir warten auf einen trockenen Moment und fahren los. Da wir bei Niedrigwasser unterwegs sind, sieht man die Riffe und Sandbänke trotz des grauen Wetters. Der Strom schiebt uns zwischen den Inseln durch. Wir sehen einige sehr hübsche Fleckchen mit schönen weißen Stränden, leider ist es fast überall sehr tief, zu tief zum Ankern. Die vordere Anchorage in der Gaspard Bay scheint uns zu ungeschützt. Auf dem Weg zum inneren Ankerplatz liegt ein Riff mit nur 1,80m Wasser darüber, das ist für uns zu flach. Es soll aber laut Berichten und Karte möglich sein daran vorbei zufahren. Die Bedingungen sind nicht ideal, es regnet und der Wind schiebt uns in die Bucht. Wir versuchen es trotzdem, das vorausschauende Echolot leistet gute Dienste und wir bringen die Engstelle heil hinter uns. Auf sieben Metern ankern wir mitten in der Mangrovengesäumten Bucht, der Anker fasst sofort.
Was bringt uns dazu trotz andauerndem Regen an Deck zu stehen? Dugongs. Mindestens vier Dugongs sind stundenlang in der Bucht unterwegs, darunter eine Mutter mit Kind. Wir können uns gar nicht satt sehen an den sympathischen Pflanzenfressern.
Dugongs gehören zu den Seekühen und sind interessante Tiere, die in vielerlei Hinsicht eine Ausnahme darstellen. Zu den Seekühen gehören neben den Dugongs auch die Manatis, die hauptsächlich in Süß- oder Brackwasser leben z.B. an der Ostküste Amerikas, in Westafrika oder im Amazonasgebiet.
Dugongs kommen im tropischen Indopazifik vor, also von hier in Vanuatu und Neukaledonien über Papua, Südostasien (Philippinen, Indonesien, Malaysia, Thailand) und Australien bis zu Ostküste Afrikas, Indien und im Roten Meer. Sie sind die einzigen pflanzenfressenden Meeressäuger und ernähren sich hauptsächlich von Seegras. Sie werden drei, maximal vier Meter lang und haben eine Fluke mit einer Kerbe, ähnlich einem Wal. Auch wenn sie etwas plump wirken, können sie recht schnell schwimmen. Sie tauchen jeweils einige Minuten, bevor sie zum Atmen an die Oberfläche kommen. Eine Dugongschwangerschaft dauert 12 bis 14 Monate, dann wird das Kalb 18 Monate gesäugt und begleitet seine Mutter oft viele Jahre. Die neugierigen Meeresbewohner haben eine erstaunlich hohe Lebenserwartung, sie können bis zu 70 Jahre alt werden und leben in kleinen Gruppen zusammen.
Die netten Tiere haben äußerst interessante Verwandte, sind aber nicht mit anderen Meeressäugern verschwägert, auch wenn sie ein wenig so aussehen wie Nilpferde, sondern mit Elefanten, Schiefern und Erdferkeln.






Wir verbringen auch den windigen Sonntag in dieser Bucht, obwohl sie sich nach Südosten in Windrichtung öffnet, liegen wir hier schön ruhig. Der Wind ist gleichmäßig, wir schwoien kaum und die verschiedenen Korallenriffe sorgen dafür, dass wir vor Seegang geschützt sind. Ab und zu schauert es, meist ist es aber trocken und wir sitzen an Deck und beobachten unsere Seekühe. Dugongs zum Frühstück, beim Blick aus dem Küchenfenster, während Nobbi mir die Haare schneidet. Wundervoll! Wir können uns nicht satt sehen.